Glutenfrei in Holland Teil 2
Molen De Adriaan in Haarlem; Foto: Laura Meyer
Wie versprochen, kommt hier der zweite Artikel zum Thema Glutenfrei in Holland (zu Teil 1).
Unsere Reise führte uns nach den Stationen Amsterdam, Alkmaar, Bakkum und Wijk aan Zee weiter nach Den Helder, Haarlem und Santpoort-Noord.
Letzteres ist ganz und gar unspektakulär, aber ich wollte unbedingt einen McDonald’s besuchen, der glutenfreie Burger anbietet! Von unserem Hotel aus war die Filiale in Santpoort-Noord am nächsten gelegen und hatte damit einen Abstecher verdient.
Aber ich möchte mit Den Helder und Haarlem beginnen.
Den Helder
Den Helder liegt am nördlichsten Zipfel Nordhollands und ursprünglich sind wir dort hingefahren, um das Marinemuseum zu besuchen.
Stattdessen sind wir ein bisschen herumgegondelt, haben uns treiben lassen. Letztlich haben wir den Tag damit verbracht, uns auf einem Wanderweg über die Festungsanlagen der Verteidigungslinie De Stelling van Den Helder die Füße plattzulaufen, um auf Napoleons Spuren zu wandeln. Das Fort Kijkduin Museum haben wir in diesem Zuge auch besucht, da kam es uns gerade recht, dass das Nogal Wiedus eten, drinken én meer quasi direkt nebenan ist.
Die Speisekarte enthält keine Kennzeichnung für glutenfreie Gerichte, und es gibt leider auch von außen keinen Hinweis, dass das Restaurant glutenfreies Essen anbietet.
Auf Nachfrage allerdings versicherte man mir, dass ich ohne Probleme glutenfrei bewirtet werden könne. Als Mittagssnack gab es ein Club Sandwich für mich, dessen Portion mehr als großzügig ausgefallen ist. Falls ihr euch fragt: Ja, die Holländer lieben Sandwiches.
Das Sandwich war superlecker, aber ganz ehrlich: Selbst wenn es dort nichts zu essen für mich gegeben hätte, hätte mich die Terrasse mit dem Ausblick auf’s Meer dafür entschädigt. Die Location ist ein Traum.
Haarlem
Haarlem ist eine der ältesten Städte der Niederlande und trotz über 150.000 Einwohnern fühlt sich alles klein und überschaubar an. An jeder Ecke der Stadt findet man lebendige Geschichte, schmale Gassen und begrünte Hinterhöfe. Ich kann euch nur sagen, Haarlem ist bezaubernd!
Besucht haben wir die Windmühle De Adriaan, die 1932 niedergebrannt ist und von 1999-2002 originalgetreu wieder aufgebaut wurde. Die Führung war äußerst interessant – wusstet ihr zum Beispiel, dass Windmühlen nicht nur zum Getreidemahlen verwendet wurden? Oder dass es eine geheime Kommunikation zwischen Windmühlenbetreibern gibt? Ich auch nicht. Wenn ihr also nach Haarlem kommt: Die Mühle ist einen Besuch wert.
Übrigens genauso wie die St.-Bavo-Kathedrale, in der angeblich der junge Mozart ein Orgelkonzert gegeben haben soll.
Der zweite Tipp für Haarlem ist ein Geheimtipp, der sich mehr als lohnt. Eigentlich wollten wir in Amsterdam das Anne Frank Haus besuchen, allerdings war die Schlange so lang, dass es überhaupt keinen Sinn gehabt hätte sich ohne Vorreservierung anzustellen. Durch Zufall haben wir in Haarlem das Corrie ten Boomhuis entdeckt, das in der Barteljorisstraat 19 im Zentrum Haarlems liegt. Der Eingang ist ein bisschen versteckt, aber irgendwie haben wir ihn doch gefunden.
Die Familie ten Boom gehörte der Widerstandsbewegung gegen die Nazis an, die Haarlem während des zweiten Weltkrieges besetzt hatten. Das Haus ist in weiten Teilen original belassen, wie es damals war und die Führung dauert etwa eine Stunde. Es war unglaublich bewegend, die Familiengeschichte der ten Booms zu hören und in ihrem Haus zu erleben. Die Geschichte aus einer anderen, nicht deutschen, Sicht zu erkunden ist nicht nur spannend, sondern auch lehrreich. Und es macht Mut, weil es überall Menschen gab, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten gegen die Ungerechtigkeit gekämpft haben. Wer in Haarlem ist, sollte sich das Corrie ten Boomhuis keinesfalls entgehen lassen. Die Führung ist sogar kostenlos – bevor man das Museum verlässt, kann man eine freiwillige Spende in eine Spardose werfen.
Bagels and Beans
Nun zum Thema glutenfrei in Haarlem!
Unsere erste Station zum Frühstück war ein Bagels & Beans, eine Kette, die es in den gesamten Niederlanden gibt, wo man in jedem Fall glutenfreies Essen bekommt.
Der Laden liegt in einer der niedlichen Seitenstraßen und ist urgemütlich. Die Mitarbeiter sind sehr freundlich und wussten alle gut über glutenfreies Essen Bescheid. Auf der Speisekarte ist außerdem extra aufgeführt, dass es glutenfreie Bagels gibt.
Ich habe einen Bagel mit Avocado, Pesto und Hühnchen gewählt und ich verspreche nicht zuviel, wenn ich sage: Es war schweinelecker.
crêpeaffaire
Weil ein Bagel am Morgen einen spätestens Mittags knurrenden Magen hinterlässt, haben wir uns am Vorabend schlau gegooglet, wo es glutenfreies Mittagessen gibt. Durch einen Blog einer Niederländerin bin ich auf das crêpeaffaire aufmerksam geworden und hoffte: Mit einem Crêpe kann man nichts verkehrt machen.
Meine Hoffnung sollte erfüllt werden, denn es war der beste Crêpe, den ich je gegessen habe. Porno. Echt.
Auf der Speisekarte findet man den Hinweis, dass alle Crêpes auf Wunsch glutenfrei zubereitet werden können. Die Bedienung war sehr nett, man sitzt in einer Seitenstraße, durch die ununterbrochen Radfahrer brausen und kann den Niederländern dabei zusehen, wie sie sich auf dem Rad die Schuhe zubinden, die Haare machen oder telefonieren.
Mein pornöser glutenfreier Crêpe war übrigens mit Banane, Nutella und Ahornsirup gefüllt. Ein Festival der Kalorien, das sich sowas von lohnt!
De Haerlemsche Vlaamse
Unsere letzte kulinarische Station in Haarlem war De Haerlemsche Vlaamse, eine unscheinbare Frittenbude in einer Seitenstraße der Fußgängerzone.
Hätten wir nicht einen Abend zuvor das Internet befragt, wären wir niemals auf die Idee gekommen, hier Pommes zu essen. Aber hey, ganz Haarlem behauptet, dass es die besten Pommes der Stadt sind, also konnten wir uns das nicht entgehen lassen.
Gekennzeichnet ist an dem kleinen Take-Away allergentechnisch gar nichts. Aber auf Nachfrage konnte man mir sagen, dass die Pommes glutenfreie sind und auch, welche Soßen ich essen kann und welche nicht. Für die Niederländer ganz klassisch habe ich die Fritten mit Fritessaus* bestellt.
Da ich keine Vergleichs-Pommes in Haarlem gegessen habe, kann ich nicht beurteilen, ob es wirklich die besten Fritten der Stadt sind.
Aber es waren definitiv sehr knusprige, heiße und leckere Pommes. Wer glutenfrei in Haarlem unterwegs ist, muss auf keinen Fall Hunger leiden.
De Haerlemsche Vlaamse
Spekstraat 3, 2011 HM Haarlem
Telefon: +31 23 532 5991
Webseite
Preis: ca. 2,30 € – 4,40 € (je nach Portionsgröße) + Soßen extra
Kennzeichnung auf der Speisekarte: Nein
Fachkundiges Personal: Ja
Santpoort-Noord
Auf meiner to do Liste stand am Ende der Reise noch der Besuch bei einem McDonald’s, da überall im Netz davon die Rede ist, dass man in den Niederlanden glutenfreie Burger bekommen kann.
In der Nähe unseres Hotels sind wir sogar fündig geworden und haben die Filiale in Santpoort-Noord besucht.
Aber bevor ich euch vom Essen erzähle, habe ich einen Tipp, damit ihr nicht in irgendeiner McDonald’s Filiale landet, die keine glutenfreien Burger anbietet. Natürlich ist mir das im ersten Anlauf passiert, weil mir nicht klar war, dass die glutenfreien Burger kein flächendeckendes Angebot sind.
Bevor ihr also losfahrt, solltet ihr unbedingt auf der niederländischen Webseite den Restaurantfinder bemühen, um herauszufinden welche Filiale in der Nähe am glutenfreien Programm teilnimmt. Im linken Menü müsst ihr dazu “lekker glutenvrij” anklicken, die Stadt oben eingeben und die Suche starten. Dann sollte der Filter so gesetzt sein, dass ihr nur die Niederlassungen angezeigt bekommt, die glutenfreie Burgerbrötchen haben. Solltet ihr vergessen haben zu schauen: Das lekker glutenvrij Logo muss am Eingang der Filiale aufgeklebt sein.
Ich weiß nicht, ob es in allen Filialen so ist, aber in Sandpoort-Noord konnte man seine Bestellung digital aufgeben. Dort ist das glutenfreie Brötchen auf der Anzeigetafel gekennzeichnet und ohne Schwierigkeiten auswählbar. Nach der Aufgabe der Bestellung erhält man eine Nummer und wird aufgerufen, sobald die Bestellung fertig ist und abholbereit am Tresen steht.
Der Burger wird frisch zubereitet, weshalb man deutlich länger auf sein Essen warten muss als die anderen Gäste.
Zur Auswahl stehen glutenfreie Hamburger, Cheeseburger und Quarter Pounder. Letzteren habe ich im Menü bestellt und sogar weniger gezahlt als der Mann mit seinem glutenhaltigen Big Tasty Menü.
Zum Geschmackserlebnis gibt es dann leider recht wenig zu sagen. Es ist ein glutenfreier Hamburger, nicht mehr und nicht weniger. Das Brötchen ist schön weich und mir ist aufgefallen, dass es genauso groß ist, wie ein Big Tasty Brötchen. Keine Sorge, es war keins, den Unterschied hat man schon genau gesehen. Aber ich fand es positiv überraschend, dass die glutenfreie Variante nicht kleiner ausgefallen ist.
Es ist definitiv cool, dass man in den Niederlanden einfach zu McDonald’s spazieren kann und einen glutenfreien Burger bekommt. Ob man das jetzt öfter haben muss oder nicht sei mal dahingestellt. Wir haben auf unseren anderen Restaurant-Stationen definitiv besser gegessen, auch wenn der Hamburger keineswegs schlecht oder nicht lecker war.
Ich hoffe, euch hat die kulinarische Reise gefallen und ihr habt Anregungen für euren nächsten Urlaub in den Niederlanden gefunden.
Habt ihr schon den ersten Teil meiner glutenfreien Reise in Amsterdam, Almaar, Bakkum und Wijk aan Zee gelesen?
Hier geht’s zum ersten Teil von glutenfrei in Holland.
Ein letztes Wort zum glutenfreien Einkaufen im Supermarkt
Restaurants mit glutenfreiem Angebot zu finden gestaltete sich Dank Internet nicht allzu schwierig.
Beim Einkauf von Lebensmitteln habe ich mich allerdings das ein oder andere Mal gefragt, wie die glutenfreien Niederländer das hinbekommen. Lediglich die Coop Supermarkt Kette hat eine sehr gute Auswahl an glutenfreien Produkten (und zum Glück ist diese Kette wirklich überall vertreten). In den kleineren Supermärkten, Reformhäusern und Bioläden war es zum Verzweifeln. Die Regale waren sehr leer, die Auswahl bescheiden und die Produkte teilweise schon so lange gelagert, dass sie schimmelig waren. Das ist keine Übertreibung, ich habe einer Verkäuferin tatsächlich zwei Packungen Kekse überreicht, die komplett verschimmelt waren.
Beim nächsten Urlaub werde ich keine Zeit mehr mit kleinen Läden verschwenden.
Im großen Coop Supermarkt findet man ohne Probleme Brot, Müsliriegel, Süßigkeiten und alles, was man grundlegend braucht, um nicht zu verhungern.
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Liebe Laura,
Vielen Dank für Deine Reisetipps. Das Schmökern hat meine glutenfreie Vorfreude so richtig angeheizt und macht es vor Ort viel leichter. ;-)
Einen Tipp habe ich noch: sollte es jemanden ins sehr sehenswerte Zuiderzee-Museum in Enkhuizen verschlagen (ein begehbares Dorf, originalgetreu nachgebaut), so kann man hier den weltbesten geräucherten Fisch (Lachs oder Hering) essen, direkt aus der Räucherhütte. Zutaten: Fisch und Rauch. 😉 Ein Traum!
Herzliche Grüße!
Liebe Hanna,
es freut mich, dass dich ein paar meiner Tipps angesprochen haben! Es war alles sehr lecker :) Ich hoffe, alle Locations sind noch genauso am Start wie zu der Zeit, als ich dort war – ich drücke die Daumen!
Der Tipp mit dem geräucherten Fisch klingt übrigens fantastisch!
LG Laura