The 100 Recap Staffel 3

The 100 Season 3

The 100 – Staffel 3; Bildquelle: Pinterest

Dass wir Serienjunkies sind, ist vermutlich schon längst kein Geheimnis mehr.
Wir schauen gerne und häufig Serien, quer durch die Bank. Das Genre ist prinzipiell zweitrangig (nur Crime-Geraffel jeglicher Art liegt uns nicht so), wichtig ist nur, dass die Story packend ist.

Es ist schon eine Weile her, dass wir die erste Staffel von The 100* geschaut haben und sofort angefixt waren.
Scifi kann recht speziell sein, aber die grundlegende Story hat uns fasziniert: Nach einer weltweiten nuklearen Katastrophe in 2052 überlebt ein überschaubarer Rest der Menschheit auf der Raumstation The Ark.
Etwa 100 Jahre später stehen die Überlebenden vor dem Problem, dass die Sauerstoffversorgung der Raumstation nicht mehr lange ausreichen wird.
Aus der Not heraus werden 100 Jugendliche Straftäter in eine Art Spaceshuttle gesetzt und zur Erde gesendet – sie sollen feststellen, ob die Erde inzwischen wieder bewohnbar ist.

Der Kern der übergeordneten Story ist, wie so oft, was mit Menschen passiert, wenn sie dauerhaft Extremsituationen ausgesetzt sind. Wie verändern sich moralische Werte, welche Gruppendynamiken können entstehen, wer entwickelt sich an welchem Punkt beinahe zwangsweise zum Psychopathen.

Wir sind recht spät mit dem Ansehen – die letzte Folge der dritten Staffel lief in den USA bereits im Mai 2016 (gestartet ist die Serie im Januar). Aber irgendwie hatten wir zuerst keinen Zug, dann kam unser Umzug dazwischen und so hatten wir uns vorgenommen die Staffel irgendwann in Ruhe und am Stück zu schauen. Das ist nun letztes Wochenende geschehen (Freaks, ja ja, ich weiß) und ich kann gar nicht anders, als mich darüber auszukotzen.

Staffel 3* kann man im Übrigen in der Originalfassung bereits über den Laden mit dem großen a kaufen. Nur für den Fall, dass sich jemand wundert, weshalb wir schon alles gesehen haben, wo Pro7 aktuell gerade erst die deutsche Free-TV Premiere ausstrahlt.
Deswegen auch harte Spoilerwarnung: Es geht hier weiter mit einem Review über die dritte Staffel im Gesamten. Solltet ihr die Serie im Free-TV verfolgen, ist hier die richtige Stelle um mit dem Lesen dieses Artikels aufzuhören.

Da es hauptsächlich um die 3. Staffel von The 100 gehen soll, ich aber über die vorherigen Staffeln nicht gebloggt habe, versuche ich mich kurz zu halten. Ich will nur anreißen, wie ich die ersten beiden Staffeln erlebt habe und was für mich die Kernaussagen waren.

Staffel 1

Staffel 1

Das Charakter-Setup ist insofern gelungen, als dass es es schwierig macht, sich zu identifizieren. Normalerweise findet man in Serien relativ schnell seinen „Lieblingscharakter“ und fiebert entsprechend mit.
Bei The 100 war für mich jedoch schnell klar: Besonders große Sympathie hege ich für keinen der Hauptcharaktere.

Die einzigen Figuren, die ich von Anfang an mochte gehören – Überraschung – zur Nerdfraktion: Monty, Jasper und Raven.
Clarke? Nervt viel zu hart.
Bellamy? Dreht sich viel zu oft wie ein Fähnchen im Wind.
Octavia? Ja, vielleicht ganz cool, aber nervt trotzdem zuviel.
Finn? Tja, nun. Erträglich.
Murphy? Vermutlich einer der arschigsten Charaktere der ersten Staffel.
Die Erwachsenen auf der Ark? Uhhh, ja. Nein.

Die Kernfrage der ersten Staffel kreist darum, welche Art von Gesellschaft man aufbaut, wenn man in die Verlegenheit kommt bei Null anfangen zu müssen. Welche Regeln sollen innerhalb der Gruppe gelten? Wer stellt diese Regeln auf? Wie werden Entscheidungen getroffen und wie setzt man diese durch? Wer wird ein Einflussnehmer und wessen Stimme wird nicht gehört? Und welche Konsequenzen hat es, wenn sich jemand nicht an die Vereinbarungen des Zusammenlebens hält?

Als wäre dieser Prozess nicht schon schwierig genug, beeinflussen etliche äußere Faktoren (Grounders und Mountain Men, zwei Fraktionen der Menschheit, die die nukleare Apokalypse überlebt haben) die Gruppe. Selbstverständlich endet die Season damit, dass unsere Hauptfiguren gefangen genommen werden und in Schwierigkeiten stecken. Ein probates Konzept, das sich durch die gesamte Serie zieht.

Im Übrigen fand ich ein paar Analogien großartig, auch wenn der große Bogen erst später gespannt wird. Erinnert ihr euch an das Messer, das Finn zwischen den Rippen stecken hatte, das Clarke per Fernanleitung ihrer Mutter entfernen musste, ohne Finn umzubringen? Die Aktion gelingt, Finn überlebt – nur um in der zweiten Staffel von Clarke umgebracht zu werden. Mit einem Messer, das sie pretty much an genau die Stelle rammt, an der sie ihm vorher noch das Leben gerettet hat. Nicely done, Serienmacher.

Aber zurück zu Staffel 1: Auch wenn wir als Zuschauer hier und da die Schlaglöcher auf der Straße der Storyline zu spüren bekommen haben, hat mir der Serienauftakt sehr gut gefallen.

Staffel 2

Staffel 2

Die zweite Staffel erweitert den Problemkreis von der Gruppe der 100 straffälligen Jugendlichen: The 100 und wir als Zuschauer erfahren mehr über die Menschen, die die nukleare Katastrophe auf der Erde überlebt haben – und was sie dafür opfern mussten.

Die Mountain Men leben in einem Bunker, weil sie die radioaktive Strahlung, die immer noch auf der Erde herrscht, nicht vertragen. Sobald die Mountain Men ihren Bunker ohne Schutzanzüge verlassen gehen sie ein wie Vampire unter der Sonne. Dafür haben sie in ihrer unterirdischen Bunkeranlage so etwas wie eine kleine Stadt, die mehr oder weniger selbstversorgend funktioniert. Hier wurde Technologie über die Zeit gerettet und ist vielleicht nicht auf dem Neuesten Stand, aber immerhin vorhanden. Kurz gesagt: Auf den ersten Blick lässt es sich ganz gut aushalten, in Mount Weather. Auf den zweiten Blick merken wir allerdings schnell, dass die heile Welt auch ihre dunklen Seiten hat. Die Mountain Men betreiben recht professionell Dialyse – allerdings mit Blut der Menschen, die auf der Erdoberfläche leben. Im Zuge von Experimenten finden sie heraus, dass durch eine Knochenmarktransplantation möglich gemacht werden kann, was sie sich erträumen: ein Leben auf der Erdoberfläche.
Der medizinische Durchbruch scheint geschafft, denn zwei oder drei Freiwillige sind bereits immun gegenüber der Strahlung.

Diese Art der medizinischen Behandlung hat jedoch einen entscheidenden Makel: Die Grounder spenden weder ihr Blut noch ihr Knochenmark freiwillig und werden als lebendige Blutkonserven gefangen gehalten – und das so lange, bis sie ausgeblutet sind und wortwörtlich in den Müllcontainer wandern. Staffel 2 konfrontiert The 100 (und uns) nun noch eingehender mit der Frage was Menschen in Extremsituationen tun, um zu Überleben. Oder was sie glauben tun zu müssen, um zu überleben. Ab wann wirft man seine Moral über Bord? Und ab wann rechtfertigt das übergeordnete Wohl unmoralische Handlungen?
Fragen, die nicht nur die Mountain Men beantworten müssen, sondern am Ende der Staffel auch die Grounder, Clarke und The 100.

Auch die anderen Grounder mussten sich mit der Apokalypse arrangieren. Die Menschen, die mit der Strahlung klarkommen leben zwar oberirdisch, aber was wir sehen ist eine recht primitive Version der Menschheit. Kleine Dörfer, Clans, keine Technologie, keine Ärzte, nichts. Wohl mit ein Grund dafür, dass die Mountain Men vor sich selbst rechtfertigen konnten, diese Menschen für ihre Zwecke zu missbrauchen. Wobei man zwei Dinge fairerweise sagen muss: 1. war es ein gut gehütetes Geheimnis war, wie die Dialyse abläuft und 2. gibt es auf allen Seiten solche und solche Menschen. Die einen gehen über Leichen, um an ihr Ziel zu gelangen und die anderen sind empathisch, aufgeschlossen und freundlich.
Nicht umsonst sehen wir Octavia, die eine Liebesbeziehung mit dem Grounder Lincoln eingeht oder Jasper, der sich in das Bunkermädchen Maya verliebt (und sie sich in ihn).

Das Interessante an Staffel 2 war für mich, dass es keine Guten und Bösen gibt. An einigen Punkten ist die Frage Was hätte ich an deren Stelle getan? tatsächlich schwierig zu beantworten. Natürlich hat man als Zuschauer ein starkes Gefühl dafür, ob etwas moralisch richtig oder falsch ist, aber Extremsituationen verändern Menschen und deren Beurteilungsvermögen.

Die Welt ist nicht schwarz oder weiß, und das eigentlich Schlimme ist, dass jeder glaubt, das Richtige zu tun. Jeder Anführer hat aus seiner Sicht gute Gründe für seine Entscheidung und ist fest davon überzeugt, dass er in diesem Moment keine andere Wahl hatte. Clarke glaubt, dass es besser war Finn mit einem gezielten Messerstich umzubringen, anstatt ihn dem langsamen Tod zu überlassen, den die verrohten Traditionen der Grounder für ihn vorsehen. Mit der Konsequenz, dass sein Blut damit unweigerlich an ihren Händen klebt, muss sie leben (und das schafft sie nur mehr schlecht als recht).
Der Präsident der Mountain Men glaubt, dass seine guten Absichten (seinen Leuten ein besseres Leben zu ermöglichen) rechtfertigen, dass das Ziel nur auf Kosten anderer erreicht werden kann.
Genauso glaubt Clarke am Ende der zweiten Staffel, dass es eine unvermeidliche Notwendigkeit ist, die Menschen im Bunker umzubringen (indem sie den Strahlungsschutz deaktiviert), um ihre dort gefangenen Freunde vor dem Tod zu bewahren. Dass dabei jede Menge Unschuldige (auch die, die The 100 geholfen haben) ums Leben kommen ist ein hoher Preis, den Clarke am Ende bereit ist zu zahlen.
Genauso wie die Grounder Anführerin Lexa, die eine Allianz mit The 100 verrät, in der Hoffnung ihr eigenes Volk dadurch aus der Schusslinie bringen zu können.

Es gibt nicht den Menschen, sondern viele Individuen, die ihre Entscheidungen aufgrund vieler Faktoren treffen. Möglicherweise ist das Ergebnis neutral betrachtet oft weder gerecht noch richtig, aber es ist in einer solch apokalyptischen Situation vermutlich auch nicht einfach ein Anführer zu sein und mit den Konsequenzen seiner Entscheidungen zu leben – egal auf welcher Seite man steht.

Monty, Jasper und Raven? Yay! Die Nerdfraktion ist auch in Staffel 2 einfach die Coolste.
Clarke? Geht konsequent durchgehend auf die Nerven.
Bellamy? Nach wie vor niemand, der zu seinen Überzeugungen steht oder welche hat. Schwierig.
Octavia? Nur durch ihre Beziehung zu Lincoln ein interessanter Charakter, weil sie die Brücke zwischen Altem und Neuem bildet.
Finn? Der nette Junge von nebenan wird zum Psycho und bringt unverhältnismässig Leute um’s Eck. Creepy.
Murphy? Vermutlich immer noch einer der arschigsten Charaktere der Serie, aber eine gewisse Arc of Redemption ist erkennbar.
Die Erwachsenen von der Ark? Nerven mit ihrer Besserwisserei noch genauso sehr wie in Staffel 1. Hatte ich oben nicht erwähnt: Inzwischen haben die Erwachsenen es geschafft, einen Teil der Ark auf der Erde bruchzulanden, um allen vor Ort auf den Keks zu gehen.
Lexa? Große Fangemeinde im Netz, aber imho mit mehr Potenzial als in Staffel 2 aufgegriffen.

So viel zu den ersten beiden Staffeln. Ich könnte noch gefühlt unendlich viel mehr schreiben, weil es noch so viele Entwicklungen zwischen und von Charakteren gab, die erwähnenswert wären… aber zum einen ist es schon eine Weile her, dass ich die Folgen gesehen habe und zum anderen würde das den Rahmen hier in jeder Hinsicht sprengen.
Also konzentriere ich mich auf die aktuelle Staffel, denn die haben wir an drei Tagen durchgesuchtet.

Staffel 3

Staffel 3

Staffel 3 beantwortete mir endlich eine Frage, die ich mir schon seit Beginn der Serie gestellt habe: Gibt es nur diese Lehmhütten Dörfer oder ist noch irgendwo etwas von den Großstädten übrig? Dass nach 100 Jahren vermutlich das meiste von der Natur zurückerobert wurde – geschenkt. Aber so ein bisschen The Last of Us Atmosphäre habe ich mir schon die ganze Zeit gewünscht. Und siehe da! Zumindest eine Stadt gibt es noch: Polis, die Hauptstadt der 12 Clans.
Zwar liegt so ziemlich alles in Schutt und Asche und ich frage mich, weshalb die Überlebenden der nuklearen Katastrophe die Stadt nicht wieder aufgebaut haben, aber okay. Und wie zur Hölle schaffen die Grounder es, dass auf dem zerstörten Hochhaus permanent diese olympische Flamme brennt? Kippt da immer jemand Öl rein? Oder wie? Egal. Das sind eben die kleinen (oder größeren Dinge), die ich mich bei The 100 schon immer frage, aber keine Antworten finde. So oder so: Staffel 3 hebt die große Storyline auf eine neue Ebene und erinnert den Zuschauer daran, dass The 100 eine Scifi Serie ist.

Das Problem der Sky People beschränkt sich nicht mehr nur darauf von den Grounders akzeptiert und in Ruhe gelassen zu werden. Staffel 3 dreht die Geschichte in eine Richtung, die so vielleicht nicht unbedingt zu erwarten war.
Bereits in der letzten Season haben wir Jaha in die gruselige Villa begleitet, in der er nur das Hologramm einer Frau (A.L.I.E.) angetroffen hat. Im Verlauf der Staffel lernen wir, dass es sich hierbei um eine Artificial Intelligence handelt, die von Wissenschaftlern im All programmiert wurde, um das Leben der Menschheit zu verbessern.
Wie fast alle 1.0 Programme ist A.L.I.E. nicht perfekt und so erfahren wir, wie es überhaupt zu der Katastrophe kommen konnte, dass die Erde nicht mehr bewohnbar war. A.L.I.E. hat 6,5 Millionen Menschen weggebombt, weil ihr root problem sagt, dass das größte Problem der Menschheit die Überpopulation ist. Dass ein nuklearer Kahlschlag eine, sagen wir, zu radikale Lösung ist kann A.L.I.E. nicht wissen – sie hat kein menschliches Bewusstsein und somit auch keinen emotionalen oder moralischen Anker.

Zusammengefasst ist genau das die neue Bedrohung: A.L.I.E.
Die künstliche Intelligenz hat das Ziel die Menschen mit einem kleinen Computerchip in ihre eigenes Programm zu integrieren. Die City of Light ist kein echter Ort, sondern eine Stadt, die sozusagen in einer parallelen Matrix existiert. Und zwar nur, weil A.L.I.E. dafür sorgt – denn in Wirklichkeit ist alles nur Programmiercode.
In Jaha hat A.L.I.E. einen Anhänger gefunden der loyal und verblendet genug ist, um ihr dabei zu helfen die gesamte (restliche) Menschheit zu chippen. Das genaue Ziel? Bleibt Spekulation, denn im Seasonfinale schaffen es Clarke und ihre Freunde, A.L.I.E. abzuschalten, bevor es dazu kommt.

Herzlich Willkommen in der 3. Staffel von The 100 und einer Mischung aus Matrix, Terminator und Supernatural.
Ihr habt es ja sicherlich selbst gesehen, daher gehe ich nur auf die Dinge ein, die mir aufgefallen sind, anstatt alles nochmal zusammenzufassen.

Mir geht es mit dieser Staffel genauso wie mit den vorherigen: Ich liebe das Konzept der Serie und die große Storyline, aber die vielen plotholes lassen die Erzählung an manchen Ecken und Enden sehr holprig wirken.

Im Prinzip beschäftigt sich die gesamte Season mit der Frage Was bedeutet es eigentlich ein Mensch zu sein?
Eine spannende Kernfrage, die auch in anderen A.I. Filmen immer wieder aufgegriffen wird – und gar nicht so einfach zu beantworten. Uns Menschen unterscheidet von Maschinen oder Computerprogrammen, dass wir abwägen können. Für einen Menschen zählen nicht immer zwingend die Fakten, und manchmal treffen wir Entscheidungen gegen jede Wahrscheinlichkeit. A.L.I.E. wollte das Überbevölkerungsproblem lösen, indem sie die Menschheit beinahe ausgerottet hat. Aus ihrer Sicht ein vollkommen probates Mittel, denn ihr einziges Ziel war es, die Bevölkerung zu reduzieren und das hat sie erreicht.
Ein Mensch hätte diese Entscheidung (hoffentlich) niemals so getroffen, weil unser emotionaler Teil sagt, dass es eine andere Lösung geben muss. Dass es moralisch nicht richtig ist und die Konsequenzen die Menschheit womöglich dennoch ausradieren könnte (und wenn ich es richtig verstanden habe war das nicht A.L.I.E. root problem).

Mensch, bzw. menschlich zu sein bedeutet auch, dass wir mit unserer breiten Palette an Emotionen leben und vor allem umgehen müssen. A.L.I.E. kann, sofern man den Chip geschluckt hat, die negativen Gefühle unterdrücken – nicht umsonst wirbt sie damit, dass es in der City of Light keinen Schmerz, keinen Krieg und keine unglücklichen Menschen gibt.
Der Wunsch all die negativen Gefühle wie Wut, Schmerz, Angst, Verlust, etc. zu unterdrücken ist vermutlich so alt wie die Menschheit. Nicht umsonst flüchten wir uns oft genug in Fantasiewelten, in Computerspiele, Drogen (ich nicht, aber ihr wisst, was ich meine). Manchmal möchte man die Realität einfach ausblenden und genau diese Schwachstelle nutzt A.L.I.E. aus, um die Menschen davon zu überzeugen, dass die City of Light ein besserer Ort ist.
Die Konsequenzen verschweigt die A.I. selbstverständlich: Das Unterdrücken dieser Empfindungen bringt unter anderem mit sich, dass die eigenen Erinnerungen beschädigt, bzw. gelöscht werden.
Was bleibt von einem Menschen, wenn ihm seine Erinnerungen genommen werden? Sind wir dann überhaupt noch wir? Machen uns nicht auch die schlechten Erfahrungen zu dem Menschen, der wir sind?

Die Erinnerungen werden zwar nicht dauerhaft gelöscht, denn A.L.I.E. hat immer noch Zugriff darauf, wenn jemand den gechippten Personen eine konkrete Frage zu deren Vergangenheit stellt. Aber die Person selbst greift nicht mehr auf diese schmerzhaften Erinnerungen zu. Und genau das macht die Charaktere in The 100 zu willenlosen Zombies.

Mich erinnerte ein Teil dieser Story an Supernatural, und zwar sagte A.L.I.E., dass sie nur mit der Zustimmung der Person auch auf deren Verstand zugreifen kann. Sprich: Man muss den Chip freiwillig schlucken, ansonsten funktioniert das Programm nicht. Bei SPN ist das Konzept der Archangels vergleichbar: Auch hier muss der vessel seinen Konsens geben, damit der Mensch vom Erzengel besessen werden kann. Dass man die Zustimmung auch durch Erpressung oder Bedrohung von Angehörigen erzwingen kann spielt dabei keine Rolle – Hintertür? Check!
Bei einem Computerprogramm frage ich mich allerdings, weshalb der Konsens notwendig ist. Ist es einem Programmcode nicht relativ egal, wie er in den Organismus gelangt? Nun.

Das Konzept der künstlichen Intelligenz, die von Menschen geschaffen wurde und sich dann gegen ihre Schöpfer wendet ist nicht neu. Ich finde, es hat sich bei The 100 ein bisschen fremd angefühlt, weil wir uns in den ersten beiden Staffeln ausschließlich mit anderen Themen beschäftigt haben. Die Mountain-Men waren das modernste, was wir bis dahin gesehen hatten – abgesehen von der Ark. Zwei Staffeln lang wird mit Macheten durch die Gegend geschnetzelt und soweiter und plötzlich sieht man sich als Zuschauer mit einem so komplexen Thema konfrontiert wie eine A.I., die die Menschheit auf dem Kieker hat.
Vom Prinzip her finde ich das ziemlich cool, aber nichtsdestotrotz musste ich mich daran erst gewöhnen.

Mir sind während der Folgen immer wieder die üblichen Dinge aufgefallen, die mich bei The 100 schon seit der Pilotfolge anspringen. Wie reichen die fünf Solarpanels, um für dieses monströse Raumschiffwrack Strom zu generieren? Wie sollen die winzigen Gemüsebeete ausreichend sein, um so viele Menschen zu ernähren und was essen sie in der Zwischenzeit (man munkelt, Gemüse muss wachsen, bevor man etwas ernten kann)? Wieso zur Hölle können die angeblich alle jagen, wenn sie ihr gesamtes Leben im All verbracht haben? Woher kommen die vielen Jeeps (okay, vielleicht von Mount Weather) und wieso können so weite Strecken damit zurückgelegt werden (müssen die nie Benzin nachfüllen? Und woher kam das? Hat Mount Weather welches produziert?)? Wieso haben die Sky People scheinbar unendlich viele Vorräte an Munition für ihre Feuerwaffen? Jedes Mal, wenn jemand eine Kiste mit Munition aufmacht, ist diese randvoll. War das alles an Bord von der Ark, bzw. dem verhältnismäßig kleinen Teil, der abgestürzt ist? Ernsthaft? Und woher kommt die Behauptung im Finale, dass Indra von Kane ans Kreuz genagelt wurde? Wie soll sie aus dem Wolkenkratzer nach unten gebracht worden sein, nachdem der Treppenaufgang gesprengt und die Leiter im Fahrstuhlschacht zerstört wurde (und wie Kane wieder nach oben?)?

Was mich vor allen Dingen auch beschäftigt ist: Wieso ist auf der Erde so viel Technologie und Wissen verloren gegangen?
Direkt nach der Katastrophe ist Becca mit ihrer Rescue Capsule gelandet – da waren die „originalen“ Überlebenden doch noch da und das Wissen hätte erhalten werden können. Stattdessen finden wir nur knappe 100 Jahre später eine ziemlich rudimentäre und primitive Gesellschaft vor und nur in Mount Weather ist eine ähnliche Zivilisation erhalten geblieben, wie die, die wir kennen, eh… Erschließt sich mir nicht.
100 Jahre sind imho zu kurz, als dass man die Menschheit zurück in die Steinzeit katapultieren kann. Was ist mit Solarpanels? Mit Kohlekraftwerken, Wasserkraftwerken, um Strom zu erzeugen? Dass vielleicht ein großer Teil an Technologie zerstört wurde, kann man gelten lassen. Aber dass quasi überhaupt nichts mehr geht finde ich merkwürdig. Rein theoretisch könnten sogar noch Zeitzeugen leben, die die nukleare Katastrophe selbst erlebt haben (wenn wir mal außer acht lassen, dass die Folgen der Strahlung sie womöglich schon dahingerafft haben könnte). Wieso ist Becca dann so eine Art mystifizierte Gottheit für die Grounder? Wenn ihre Landung knapp 100 Jahre her ist und sie damals 27 war – dann könnte es sogar noch Grounder geben, die sie persönlich gekannt haben. Hm ja. Also der zeitliche Abstand ist zwar groß, aber für mich nicht groß genug, um das Setting zu begründen.

Ach, ich könnte die Liste fortsetzen, weil es einfach so viele Punkte gibt, die nicht unbedingt nachvollziehbar sind. Einiges ist sicher erklärbar, aber die Story hetzt an vielen Stellen so sehr, dass der Background auf der Strecke geblieben ist.
Ich fand beispielsweise die Folge sehr gezwungen, in der wir über Flashbacks sehen, wie Pike den jugendlichen Straftätern Earth-Lessons erteilt. Auf einmal sehen wir wie Feuer gemacht wird, obwohl das vorher nie eine essentielle Frage der Serie war (was mir in Season 1 schonmal aufgefallen ist, aber gut).
Auch die Parallele, dass Kane (?) noch auf der Ark zu Pike sagt You are all they have. und wir die gleiche Situation auf der Erde vorfinden, als der finale Kampf gegen A.L.I.E. stattfindet. Auch da ist Pike nur noch am leben, weil er als letzte Option für den Showdown gebraucht wird.
Genauso verhält es sich mit der Lektion, dass man nur gemeinsam überlebt. Der Zusammenhalt bröckelt an vielen Ecken und Enden, aber wenn es hart auf hart kommt, schaffen es die Sky People immer irgendwie, sich zusammenzuraufen. Als Murphy im Knast dafür sorgt, dass Pike nicht abgestochen wird, ist die Parallele mehr als deutlich gezogen – fast zu deutlich für meinen Geschmack.

Abgesehen davon sind mir die religiösen Züge ein bisschen zu übertrieben gewesen. Wer nicht an Jesus gedacht hat, als Kane ans Kreuz genagelt wird, weiß ich auch nicht. Was soll uns das sagen? Dass Kane nach dem ganzen Desaster wieder auferstehen wird, wie ein Phoenix aus der Asche? Vermutlich. Woher allerdings insgesamt dieser religiöse Bezug kommen sollte ist mir ein wenig unklar. Hat Jaha das möglicherweise in A.L.I.E.s Handlungen mit einfließen lassen? Man weiß es nicht. Erklärt wird es jedenfalls nicht und bis zu diesem Punkt der Serie waren christliche religiöse Symbole kein Thema. Dass es an einigen Stellen um Traditionen, um Aberglaube und Spiritualität geht – ja. Aber diese KreuzJesusirgendwas Geschichte fand ich ein bisschen weit hergeholt.

Ich mochte die unerwarteten Wendungen, wie beispielsweise die Begegnung mit Luna auf einer Bohrinsel (wtf!) und ihre Ablehnung der Commander-Aufgabe. Mehrere Male im Verlauf der Staffel habe ich gedacht Oh, crap!, weil fast nichts so kam wie geplant. Oder besser gesagt: Wie von den Charakteren geplant.
Ich mochte auch Roan, der als Charakter viel zu kurz gekommen ist. Die Ice Nation war eine tolle Rahmenhandlung, das hätte imho ruhig besser ausgebaut werden können. Ich war ein bisschen entsetzt, dass Roan sich am Ende so out of character verhält. Der große Krieger, der so erfahren ist und sich dann einfach so abknallen lässt? Please. Aber es ist ein bisschen wie bei Game of Thrones: So lange nicht bestätigt wird, dass er wirklich draufgegangen ist besteht noch Hoffnung. Bei The 100 haben schon so manche Figuren Verletzungen überlebt, von denen man es nicht erwartet hätte.

Cool fand ich am Ende auch Clarkes Ausflug in die City of Light. Am Anfang erinnerte es doch krass an Matrix, mit den ganzen modern gekleideten Menschen, die Clarke nicht sehen können. Aber cool war es trotzdem. Schade, dass wir „nur“ Lexa wiedergesehen haben und nicht auch noch die ganzen anderen Commander. Das hätte natürlich nochmal mehr Stil gehabt.
Mich hat besonders gefreut, dass Raven von außen geholfen hat die Mission erfolgreich zu machen, auch wenn ich sofort Mockingjay gebrüllt habe, als ich den Raben auf der Tür zum Panicroom gesehen habe. Aber: ohne die Nerdfraktion wäre es mal wieder nicht möglich gewesen. Booyah!
Und dass der A.L.I.E. Killswitch ein echter Hebel war: Heißer Scheiß. Die Parallele zu Mount Weather aus dem letzten Staffelfinale war unverkennbar.
Im Übrigen wäre Shia LaBeouf im Panicroom hilfreich gewesen, dann hätte er JUST DO IT! brüllen können.

Erwähnenswert finde ich in jedem Fall noch die interessanten Gruppendynamiken, die in Staffel 3 wieder einmal herausgearbeitet wurden. In Staffel 1 ging es um das Zusammenleben an sich, das Erstellen und Einhalten von Regeln, in Staffel 2 hatte sich die Gruppe diesbezüglich gefestigt, musste aber eine Haltung gegenüber der Grounder entwickeln und neue Dynamiken entstanden durch das Hinzukommen der Erwachsenen.
Staffel 3 zeigt eine ganz neue Richtung, in die sich eine Gruppe bewegen kann, mit einem immer wieder aktuellen Thema: Rassismus.
Als Pike zu der Gruppe hinzustößt dreht sich der Wind. Er beeinflusst durch sein charismatisches Gequatsche die Leute in Arkadia, und wiegelt sie gegen die Grounder auf. Und das obwohl eine Eskalation abgewendet und die Sky People als 13. Clan akzeptiert wurden.
Das ist Pike alles egal, er hat schlechte Erfahrungen mit Groundern gemacht, er ist der Meinung, dass man ihnen nicht trauen kann und das lässt er auch jeden wissen. Manchmal fragt man sich Wie konnte es passieren, dass eine ganze Gruppe wie die Lemminge in ihr Verderben rennt? und genau das lässt sich auch hier beobachten. Von außen ist es schwer nachvollziehbar, wie man sich so aufstacheln lassen kann, aber dass es funktioniert sehen wir in unserer heutigen Gesellschaft auch, siehe rechter Rand oder Donald Trump. Gruselig.
Aber immerhin steht Pike zu seinen Überzeugungen, das ist einer der Aspekte, die ich an The 100 ganz gerne mag. Es gibt ein paar Charaktere, die andauernd umfallen, aber im Großen und Ganzen stehen sie zu ihrer Haltung – sogar dann noch, wenn sie vielleicht merken, dass sie Unrecht haben. Das macht es interessant und erhöht eindeutig das Konfliktpotenzial.

Die Quintessenz der 3. Staffel war für mich, dass wir nicht vergessen dürfen, dass wir Menschen sind. Menschen sind nicht perfekt, sie machen Fehler, sie lassen sich oft von ihren Gefühlen leiten, sie haben gute und schlechte Seiten. Die guten und schlechten Erfahrungen machen uns zu denen, die wir sind und wie war der Schlusssatz? You don’t ease pain, you overcome it.
Das ist es, was Menschen tun. Sie treffen Entscheidungen und sie leben mit den Konsequenzen. Sie leben mit Glücksgefühlen, aber auch mit Schmerz. Um den Doctor zu zitieren We all change, when you think about it. We’re all different people through our lives. And that’s okay, that’s good, you’ve got to keep moving, so long as you remember the people that you used to be.

So. Ich denke, ich kürze es an dieser Stelle ein bisschen ab, weil der Artikel jetzt schon so lang geworden ist.
Ich bin sehr gespannt auf Staffel 4.
Vermutlich wird das zentrale Thema „Aufarbeitung“ sein. Wie lebt man mit seiner eigenen Vergangenheit, mit Dingen, die man getan hat und womöglich bereut? Wie wird man mit Verlust fertig und wie wächst man an all den Erfahrungen?
Ich bin außerdem gespannt, ob die Bedrohung durch einen nuklearen Meltdown ein Hoax von A.L.I.E. war oder ob das tatsächlich das nächste große Problem ist, das gelöst werden muss – und war schnell.
Und wie wird Jaha reagieren, der nun seiner neuen „Religion“ beraubt wurde? Und die Grounder?

Hach. Das wird alles sehr interessant und ich hoffe, dass nach der 4. Staffel Schluss ist. Wenn ich ehrlich sein darf, dann hat es sich für mich so angefühlt, als hätte man mit dem Finale der 3. Season bereits einen Punkt setzen können, vielleicht sogar müssen. Ich hoffe sehr, dass es mit The 100 nicht wird mit Supernatural. Ich sehe lieber eine Serie, die weniger Staffeln hat, aber dafür eine relativ runde Story.

Monty und Raven? Wohl die einzigen beiden „Jugendlichen“, die noch in der Lage sind die richtigen Entscheidungen zu treffen. Die emotionale Entwicklung von Monty ist eine miese Achterbahn: Zuerst findet er seine Mom wieder, um später festzustellen, dass sie andere Vorstellungen einer neuen Gesellschaft hat als er. Ab hier wird es ein wenig unübersichtlich, was Mom angeht. Einerseits geht sie so weit, dass sie Monty an den Chancellor verpfeift, weil er seinen Freunden helfen wollte, andererseits verhilft sie ihrem Sohn dann doch zur Flucht aus Arkadia. Nur damit wir später feststellen, dass er verfolgt und gefasst wurde – möglicherweise auch mit Hilfe seiner Mutter. Dass Monty im weiteren Verlauf der Staffel seine gechippte Mutter umbringen muss, um Octavias Leben zu retten – wow. Das ist dramaturgisch ein Meisterstück, aber maximal grausam für den Charakter. Trotzdem zeigt das, dass Monty auch in Extremsituationen in der Lage ist „gute“ Entscheidungen zu treffen. Genauso wie am Ende der Staffel, als er sich von A.L.I.E. nicht manipulieren lässt, nicht einmal mit den Gefühlen für seine Mom. Großen Applaus.
Raven behält einen ähnlich klaren Kopf und ist sogar als einzige (bis jetzt) in der Lage gewesen, A.L.I.E.s Manipulation zu widerstehen, trotz Chip. Das Abwägen von richtig und falsch funktioniert bei den beiden Nerds noch relativ einwandfrei, im Vergleich zu vielen anderen. Für mich die eigentlichen Helden.
Jasper? In Staffel 3 ein ziemlich zerbrochener Charakter. Mayas Tod hat Jasper in den ultimativen emotionalen Abgrund gerissen. Gepaart mit der Extremsituation in der sich alle befinden, ist diese Mischung extrem anstrengend. Spätestens ab der Hälfte der Staffel ging mir Jasper auf die Nerven, aber ich sehe ein, dass der Charakter diese Entwicklung brauchte, um an einen gewissen Punkt zu gelangen. Dass er den Chip geschluckt hat passte für mich ins Bild, hat er doch schon auf der Ark Witze darüber gemacht, welche Pflanzen man wohl auf der Erde rauchen könne. Den Hang zur Realitätsflucht hat Jasper schon vor der ganzen Expedition gehabt. Der arme Bub sucht eigentlich nur das, was wir alle suchen. Frieden. Glücklichsein. Wer kann es ihm verübeln. Dennoch ärgerte mich beim Zuschauen, dass er den Chip genommen hat, obwohl er wusste, dass er damit seinen Freunden möglicherweise eigenhändig schadet. Was auch passiert ist, Stichwort Schraubendreher.
Clarke? Weiß alles, kann alles, trifft prinzipiell fragwürdige Entscheidungen und reißt immer wieder alle in die Scheiße. Alles wie immer, sie nervt. Es gibt selten weibliche Hauptrollen, die nicht nervig sind, aber Clarke reiht sich in meinem persönlichen Ranking ganz weit oben ein. Ihr Problem ist nicht, dass sie es nicht gut meint, sondern dass sie sich andere Meinungen zwar anhört, aber nicht weiter abwägt. Ihre Sicht der Dinge ist für sie das nonplusultra und sie ist kaum bereit davon abzugehen. In einigen wenigen Fällen hat sie recht – oft genug liegt sie daneben und das hat fatale Folgen.
Bellamy? Wie heißt es in Game of Thrones so schön? Turncloak. Der erste Begriff, der mir einfällt, wenn ich an diese Staffel und Bellamy denke. Gefühlt wechselt der Charakter alle drei Folgen die Seiten, aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen. Ja, die Motive werden angedeutet, aber hier leistet die Serie schlicht zu wenig, als dass der Zuschauer wirklich nachempfinden könnte, woher diese Kehrtwendungen rühren. Sogar Murphy hat Prinzipien, denen er treu bleibt. Aber Bellamy hat in Staffel 3 sogar Loyalitätsprobleme gegenüber seiner Schwester. Seriously?
Octavia? Schwierig. Die ersten beiden Staffeln waren anstrengend, was sich in der dritten Staffel fortsetzt. Der Wendepunkt kam für mich mit Lincolns Tod (extremer wtf-Augenblick im Übrigen), weil das der Moment war, in dem Octavia von einer Sekunde auf die andere erwachsen werden musste. Vorher hatte alles noch ein bisschen Bonnie und Clyde Style und auch wenn sie Lincoln oft genug das Leben schwer gemacht hat, gab es dieses Wir gegen den Rest der Welt Gefühl. Das wurde ihr genommen und ab dem Moment ist klar, dass sie früher oder später nicht nur ihre Rache suchen wird sondern auch fertig ist – sowohl mit The 100 als auch mit allen anderen.
Murphy? Für mich einer der richtig coolen Charaktere aus Staffel 3. Die Entwicklung von John Murphy ist bemerkenswert und erinnert mich sehr an die von Sawyer in LOST. Vom absoluten Unsympathen in Staffel hat er sich zu einem tollen Antihelden gemausert. Er hat auf jeden Fall eine Vergangenheit, die mit nicht coolen Dingen gespickt ist und ich behaupte, dass er sehr wahrscheinlich fast keine dieser Taten bereut. Für ihn war zu diesem Zeitpunkt „in Ordnung“ oder zumindest zu rechtfertigen, dass er Raven angeschossen oder andere Leute der 100 umgebracht hat. Man muss ihm zugutehalten, dass er seitdem niemanden mehr umgebracht hat, jedenfalls nicht mehr in der Art und Weise. Auch wenn er mit seiner Freundin Reisende im Wald überfällt, und das keine ehrliche Arbeit ist, so kommt in der Regel niemand dabei zu Schaden. Ein Fortschritt. Und auch sonst hat er sich zu einem sympathischen Charakter entwickelt. Er hat Prinzipien, zu denen er steht. Im The 100 Universum nicht selbstverständlich. Trotz Jahas ewigem Gelaber und Generve nimmt Murphy nie den Chip. Trotz seiner Vergangenheit mit Clarke und/oder Bellamy hilft er ihnen am Ende des Tages, weil er erkennt, dass es das Richtige ist. Auch wenn sein eigener Vorteil dabei womöglich eine Rolle spielt, trifft Murphy in Staffel 3 bessere Entscheidungen als viele andere Figuren.
Die Erwachsenen von der Ark? Im Vergleich zu den ersten beiden Staffeln hat sich bei den erwachsenen Figuren zum Glück endlich etwas getan. Abby finde ich von der Identifikation immer noch ein bisschen schwierig, weil sie sehr glatt und flach wirkt, aber hey, dafür ist die Wandlung von Marcus Kane ziemlich bemerkenswert. Auf der Ark war er noch ein ziemlich machtgeiler Arsch, dem auch Intrigen nicht fremd waren, um an ein Ziel zu gelangen. Inzwischen hat er sich um 180 Grad gedreht und man merkt regelrecht, dass er versucht die richtigen Entscheidungen zu treffen, um langfristig eine gute Ausgangsbasis für eine neue Gesellschaft zu schaffen. Er stellt sich selbst nicht mehr in den Vordergrund, sondern das Allgemeinwohl. Macht ihn deutlich sympathischer, auch wenn ich absolut nicht nachvollziehen konnte, woher diese Lovestory zwischen ihm und Abby kommen sollte. Es gab vorher dezente Andeutungen, dass zwischen den beiden etwas sein könnte, aber das wurde nie wirklich aufgegriffen und auf einmal bäm! Aber okay. Am Ende sind sich Marcus und Abby sehr ähnlich: Beide nehmen den Chip „freiwillig“, um jemanden zu schützen, der ihnen nahesteht.
Ansonsten bleiben noch Jaha und Pike. Vermutlich ernte ich breite Zustimmung, wenn ich sage, dass das die beiden Hassfiguren der dritten Staffel schlechthin sind. Jaha nervt mich seinem City of Light Geblubber und der Missionierung, was natürlich Sinn und Zweck für die Handlung hat. Man möchte meinen, dass ein vorheriger Chancellor nicht so leicht zu beeinflussen wäre, aber wer weiß. Ich möchte nicht so weit gehen zu sagen, dass das out of character ist.
In Pike haben die Zuschauer das Arschloch der dritten Staffel gefunden. Er ist all das, was man braucht um eine miese Gruppendynamik auszulösen. Er ist ein charismatischer Redner, ein Manipulator, ein Rassist und er ist aggressiv. Solchen Menschen fällt es leicht eine Gruppe zu beeinflussen und schwupps! Findet man sich in einer Mischung aus der DDR und dem dritten Reich wieder.
Lexa? Badass und ziemlich cool. Das Potenzial nach oben, das bereits in Staffel 2 erkennbar war, wurde in 3 ausgebaut. Im Netz gab es ziemlich viel Nörgelei, weil ihr Tod mit dem Querschläger unrühmlich war, aber mich hat das nicht gestört. Sind es nicht immer ausgerechnet die, die versuchen alles richtig zu machen, die dann die Scheiße abkriegen? Versöhnlich für alle Querschläger-Gegner war dann das Staffelfinale, in dem Lexa nochmal mir ihren kriegerischen Talenten glänzen konnte.

Ich habe die Bücher* spontan bestellt, weil mich der Vergleich zwischen TV-Serie und Romanvorlage interessiert. Zum einen möchte ich wissen, ob die Recherche genauso sloppy ist wie für’s Fernsehen und zum anderen interessiert mich, ob die Charaktere ähnlich gestrickt sind oder nicht. Oft braucht man für on screen bestimmte Adaptionen, was absolut okay ist (haben wir bei Game of Thrones beispielsweise auch gesehen und akzeptiert) – spannend. Bislang sind drei Bücher aus der Reihe The 100 erschienen, ein viertes ist für Dezember 2016 angekündigt. Ich bin gespannt, ob die Reihe dann zu Ende ist, aber ich werde mich zu den Büchern erst auskotzen, wenn ich sie gelesen habe. Logisch.

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