Ritter Sport: Das Feedback

Ihr Lieben,
im letzten Beitrag habe ich versprochen, dass ich bei Ritter Sport anrufen werde, um mich zu erkundigen, was es mit der Laktose in der Marzipan Schokolade auf sich hat.
Die Problematik
Für alle, die gerade neu ins Thema einsteigen, hier die Problematik noch einmal kurz zusammengefasst:
Die Zutatenliste der Ritter Sport Schokolade „Marzipan“ liest sich für einen Allergiker auf den ersten Blick bedenkenlos:
Zutaten: Zucker, Kakaomasse, Mandeln (16%), Kakaobutter, Invertzuckersirup, Emulgator: Lecithine (Soja), natürliches Aroma, Feuchthaltemittel: Invertase
Selbstverständlich ist das Produkt mit dem Hinweis „Kann Spuren von Erdnüssen, anderen Nüssen, Weizen und Milcherzeugnissen enthalten.“ gekennzeichnet.
So weit. So gut.
Allerdings ist nun aufmerksamen Menschen aufgefallen, dass die Deklaration etwas schwammig ist, denn im Zucker sind auf 100 Gramm Schokolade satte 0,4 Gramm Laktose enthalten. Lasst es mich anhand von zwei Screenshots erklären, die direkt von der Ritter Sport Seite (Marzipan) stammen:
Man sieht ganz deutlich, dass auf der Zutatenliste nur „Zucker“ ausgewiesen wird. Auch die Nährwerttabelle zeigt auf den ersten Blick nur „Zucker in g“ an. Seht ihr im übrigen bei „Fettsäuren“ und „Vitamine“, dass dort steht „Bitte aufklappen“? Liegt daran, dass unterschiedliche Fettsäuren & Vitamine dort genau aufgelistet sind. Seht ihr auch den kleinen Pfeil bei „Zucker“? Interessanterweise steht dort nichts von aufklappen. Zufall? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Jedenfalls wird es richtig interessant, wenn man den Reiter nun aufklappt, denn dann sehen wir Folgendes:
Unter dem Begriff „Zucker“ werden unterschiedliche Stoffe zusammengefasst, unter anderem auch Laktose. Mit 0,4 Gramm pro 100 Gramm liegt das Produkt deutlich über der Grenze für laktosefreie Lebensmittel (0,1g/100g).
Da das Produkt nicht als laktosefrei beworben wird oder gekennzeichnet ist, liegt hier auch nicht das Problem. Der Punkt ist viel mehr:
Warum versteckt man die Laktose so sorgfältig vor dem Verbraucher?
Der Anruf
Um das in Erfahrung zu bringen, wandte ich mich gestern telefonisch an Ritter Sport. Man sagte mir sehr freundlich, dass laut Rezeptur keine Milchbestandteile in der Marzipanschokolade enthalten seien und dass der Hinweis „Kann Spuren enthalten“ gegeben sei, wie es der Gesetzgeber vorschreibt. Das bedeute allerdings nicht, dass Laktose oder Milchbestandteile in der Schokolade verarbeitet würden, sondern dass auf dem gleichen Fertigungsband eben auch andere Sorten produziert werden, die Laktose enthalten.
Auf mein Nachhaken hin, wieso offiziell laut Rezeptur keine Laktose enthalten ist, diese dann aber im Zucker eingesetzt wird, konnte mir die Dame keine rechte Auskunft geben.
Man versprach mir aber, dass sich hierzu die entsprechende Fachabteilung noch einmal bei mir melden würde, um das endgültig zu klären.
Das Feedback
In der Tat meldete sich bereits heute eine weitere Dame von Ritter Sport telefonisch bei mir.
Auch ihr habe ich die Problematik noch einmal geschildert und bekam zunächst die gleichen Antworten. In der Rezeptur sei keine Laktose enthalten, daher auch nicht auf der Zutatenliste ausgewiesen.
Erneut gab ich zu bedenken, dass es aush meiner Verbraucher Sicht nicht verständlich ist, warum in der Rezeptur keine Laktose enthalten ist, diese dann aber im Zucker enthalten ist. Und noch dazu in keiner allzu geringen Konzentration, sofern man darauf allergisch reagiert oder laktoseintolerant ist.
Die Antworten beliefen sich allerdings nur immer wieder darauf, dass man der Kennzeichnungspflicht nachkommt, wie es der Gesetzgeber vorsieht. Der Hinweis auf die möglicherweise enthaltenen Spuren. Ich bohrte dann nach einmal nach, wie denn die im Zucker enthaltene Laktose als „Spur“ bewertet werden kann, wenn sie doch offensichtlich drin ist und auch auf der Nährwerttabelle offen aufgeführt wird.
Die Antwort darauf war, dass die Nährwerttabellen aus Stichproben erstellt werden und es sein kann, dass ausgerechnet die eine Probetafel so viel Laktose enthielt. Es muss also nicht zwangsweise sein, dass jede Marzipanschokolade von Ritter Sport 0,4 Gramm enthält. Angeblich kommt das aber nicht daher, dass Laktose beigemischt wird, sondern dass diese aus Rückständen aus der Fertigungsstraße hineingelangt.
Tja, das ist nun das Ergebnis der ganzen Geschichte.
So wirklich befriedigend ist es für mich nicht, weil ich es aus Verbrauchersicht immer noch total undurchsichtig finde, wie offensichtlich deklariert werden darf.
Da Laktoseintoleranz auch keine Allergie ist, sondern eine Intoleranz, bleibt für mich die Frage offen, ob Laktose tatsächlich deklariert werden muss. Zählt Laktose wie ein Allergen? Andererseits ist es für Milchallergiker genauso unglücklich, denn wie wir wissen, ist Laktose Milchzucker.
Für mich bleibt’s dabei: Es ist undurchsichtig.
Außerdem kekst mich ein bisschen an, dass man, wenn man auf der Ritter Sport Webseite auf „Zucker“ klickt, eine Seite mit tollen Hintergrundinformationen zu Zucker findet. Da wird Laktose natürlich mit keinem Wort erwähnt.
Vielleicht kann ich mich an anderer Stelle nochmal schlau machen, ob bei den unklaren Deklarationen Besserung in Sicht ist. Verbraucherschutz oder so.
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Hey, das Problem finde ich hier in England z.T. etwas besser gelöst. Einige Produkte sind von der reinen Zutatenliste her auch laktosefrei, aber es steht dennoch der Hinweis darunter „Für Milchallergiker nicht geeignet“. Also nicht nur das obligatorische „kann Spuren enthalten“, sondern ganz klar, ist nicht geeignet. Löst leider dennoch nicht das Problem mit der an sich unklaren Deklarierung des Zuckers… Ich selbst lebe aus Überzeugung milchfrei und deshalb ist es nicht „schlimm“, wenn ich mal Milch zu mir nehmen sollte. Aber besonders für Allergiker und Intolerante finde ich es einfach mehr als ärgerlich und unfair, wenn solche Sachen nicht… Mehr lesen »
Danke Anne für die Recherchen. Also stimmt da ja in der Tat irgendetwas ganz und gar nicht. Keine der Zutaten darf Laktose enthalten,für Spuren ist die Menge auch zu viel. Also ist die Deklaration ja mal total illegal oder? Also auf der Packung passt ja alles, nur leider haben sie die Angaben selbst widerlegt durch ihre eigene Stichprobe. Also entweder verstehe ich hier irgendetwas falsch oder die haben ganz schön wenig Ahnung vom Fach. Auch wenn ich die Firma echt gerne mag, sind auch bei mir in der Nähe, sollte man der Sache weiter nachgehen, finde ich. Vielleicht werden sie… Mehr lesen »
Das ist in der Tat allerhand…. Beim Bund für Risikobewertung habe ich ein interessantes PDF zum Thema Deklarationspflicht von Laktose gefunden: http://www.bfr.bund.de/cm/350/schwellenwerte_zur_allergenkennzeichnung_von_lebensmitteln_tagungsband.pdf Ein paar Auszüge daraus: „Deklarationspflichtig sind seit 1. April 2008 (LKV, Anhang 1): • Glutenhaltiges Getreide • Milch (inklusive Laktose) […]“ „Dagegen ist eine Allergenkennzeichnung vorgesehen, wenn Allergene z. B. durch Kreuzkontamination unabsichtlich in ein Lebensmittel hineingelangt sind, sofern ihr Anteil folgendes Maß übersteigt: […] • Alle anderen: 1 g/kg oder 1 g/l genussfertiges Lebensmittel. Der Hinweis ist unmittelbar nach dem Verzeichnis der Zutaten anzubringen, z. B. mit dem Hinweis „kann Spuren von … enthalten“. Auf Kreuzkontaminationen darf… Mehr lesen »
Eigentlich sollte man da was für ein Käse … aber verstehen tut man es trotzdem nicht