Wo ich so lange war und warum

crayons - Foto by Hannes Edinger

Crayons; Foto: Hannes Edinger

Wie unschwer zu erkennen ist, liegt mein letzter Artikel schon einige Zeit zurück. 94 Tage, um genau zu sein, sofern ich mich nicht verzählt habe.

Der ein oder andere hat sich vielleicht gefragt, weshalb es auf meinem Blog so still geworden ist. Die Antwort möchte ich euch heute geben, auch wenn ich den blinkenden Cursor nun schon viel zu lange ratlos anstarre, weil ich noch nicht so recht weiß, wie ich beginnen soll. Ich schätze, der Anfang ist die beste Idee.

Was für mich als „normale“ Sommerpause begann, entwickelte sich zu einer ungeplanten und ausgedehnten Blog-Auszeit. Es wäre gelogen, würde ich behaupten, dass es eine bewusste Entscheidung war – viel mehr hat sich diese Pause von selbst ergeben.
Mein eigentlicher Plan sah vor, dass ich maximal 4-6 Wochen pausieren und nach unserem Urlaub im Juli wieder auf dem Blog einsteigen würde.

Der Juni verging und ich nutzte die freigewordenen Zeitblöcke, um verstärkt an Ellie 2.0 zu arbeiten. Ihr erinnert euch bestimmt noch: Ich habe im August 2015 DESTINED – Sommerregen* veröffentlicht und arbeite seitdem an der Fortsetzung.
Die vier Wochen vergingen wie im Flug und mir wurde klar, dass ich die Blogpause auf die sechs Wochen ausdehnen wollte, weil die Fertigstellung meines Manuskripts in greifbare Nähe gerückt war. Ich wollte die gewonnene Bonuszeit auf keinen Fall streichen, weil das bedeutet hätte, dass ich weniger Kapazität für Ellies Geschichte gehabt hätte. Ich wollte mit dem Kopf bei meinem Manuskript bleiben, ohne von anderen Schreibarbeiten abgelenkt zu werden.

Die drangehängten beiden Wochen haben mir die Zeit verschafft, die ich gebraucht habe, um Ellie 2.0 fertigzustellen. Gerade rechtzeitig vor unserem Urlaub habe ich 550+ Seiten ins erste Lektorat geschickt (wo sie auch immer noch sind, falls ihr fragen wolltet).

Nun müsste man annehmen, dass ich nach dem Urlaub super erholt nach Hause zurückgekehrt bin und total viel Bock hatte, mich auf die Arbeit am Blog zu stürzen. Nun, der Part mit der Erholung stimmt, aber die Motivation zu bloggen ließ auf sich warten. Es lag nicht daran, dass ich keine Rezepte in der Schublade habe oder dass ich nicht einige glutenfreie Restaurant-Empfehlungen aus den Niederlanden für euch mitgebracht hätte. Ganz im Gegenteil, zu verbloggende Themen finden sich immer. Aber was war los? Mein Timing war doch perfekt aufgegangen, wieso hatte ich plötzlich keine Lust mehr aufs Bloggen?

Die Frage stellte sich mir zwar, aber ich habe die Suche nach der Antwort immer wieder aufgeschoben. Ehrlich gesagt war ich damit beschäftigt, in meiner Freizeit seit gefühlten Ewigkeiten mal wieder Dinge zu tun, für die ich sonst nur wenig Zeit finde. Versteht mich nicht falsch, ich will mich keinesfalls beklagen, aber neben dem normalen Job Bücher zu schreiben ist zeitaufwändig und anstrengend.

Natürlich habt ihr recht, wenn ihr jetzt denkt, dass ich doch trotz des Schreibens Serien binge-watchen könnte, weil ich nicht vom Verkauf meiner Bücher lebe. Klar könnte ich das! Aber ich weiß, dass ich es dann nicht schaffen würde, in 2,5 Jahren einen Roman in der Rohfassung fertigzustellen. Und so skurril es vielleicht klingen mag: Obwohl das Schreiben monetär derzeit keine relevante Rolle in meinem Leben spielt, nehme ich es sehr ernst. Ich bin sicher, dass ich es für keinen Außenstehenden adäquat erklären kann, aber das Schreiben von Ellies Geschichte ist für mich mehr als nur ein Hobby.
Also stelle ich Zeitfresser wie Netflix und amazon prime hinten an und konsumiere Serien und ähnliches nur in kontrollierten Dosen. Würde ich mit Bingewatching loslegen, wäre ich zwar für die Zeit vor dem TV glücklich, aber danach würde mein schlechtes Gewissen mich umbringen, weil ich in der Zeit nicht produktiv gewesen bin.

Zurück zur Frage, weshalb ich nach dem Urlaub nicht wie geplant zum Blog zurückgekehrt bin.
Nun, zum einen war ich damit beschäftigt, innerhalb von drei Wochen die letzten 3,5 Staffeln von The Vampire Diaries* zu schauen. Nach Feierabend, versteht sich, denn die normale Arbeitswelt hört nie auf sich zu drehen.
(Das Serienfinale fand ich im Übrigen zuerst scheiße, dann ziemlich traurig und inzwischen finde ich es storytechnisch schwer in Ordnung, wenn man ein paar Logikfehler ausblendet, die sich durch die ganze Serie ziehen.)

Aber inzwischen habe ich über mich, das Internet und meinen Blog nachgedacht. Ich hatte mir vorgenommen, euch von der Reise in die Niederlande zu berichten, euch zu zeigen, wo ich glutenfrei gegessen habe. Ich hatte mir vorgenommen hart über die aktuelle Staffel Game of Thrones zu nerden, weil ich ein riesengroßer Geek bin und vermutlich jedes Theory-Video auf ganz YouTube gesehen habe. Was davon habe ich gemacht? Nichts!

Die Wahrheit ist: Ich habe den Blog nicht vermisst.
Wenn ich ein paar Tage ohne Ellie bin, fehlt mir die Arbeit an der Geschichte. Aber der Blog? Not so much.
Als mir das bewusst – und ich meine wirklich bewusst – geworden ist, habe ich auch mein restliches Onlineverhalten hinterfragt. Wieso habe ich schon so lange nichts mehr auf Instagram gepostet? Weshalb schaue ich auf Facebook so gut wie gar nicht mehr rein? Die Antwort ist erschreckend einfach: Weil es mir keinen Spaß mehr macht.

Jetzt ist es raus. Es macht mir keinen Spaß mehr.
Es ist mir schwergefallen, mir das einzugestehen, immerhin bin ich schon lange dabei und niemand, der einfach so mit etwas aufhört. Ich kenne viele Blogger, die meisten schon seit den Anfängen ihrer Blogs – und die meisten sind inzwischen ziemlich erfolgreich geworden. Sie verdienen mit ihren Artikeln Geld, ziehen tolle Kooperationen an Land und sind zurecht stolz darauf, dass sie mit ihren Blogs etwas erreicht haben. Ich bin noch nie ein neidischer Mensch gewesen und ich freue mich für und mit meinen Blog-Freundinnen, weil ich es toll finde, dass sie erfolgreich sind.
Trotzdem war in meinem Hinterkopf andauernd diese Stimme, die mir zuflüsterte, dass ich neben den befreundeten Bloggerinnen aussehe wie ein Versager. Die Besucherzahlen auf meinem Blog sind konstant (oder jedenfalls waren sie das vor der langen Pause), aber nicht steigend. Ich habe Kooperationspartner, aber dass mein Blog ein nennenswertes Einkommen generiert wäre übertrieben. Aber dann habe ich mich gefragt, ob das wirklich etwas Schlimmes ist oder ob einzig und allein diese garstige Stimme in meinem Hinterstübchen behauptet, dass es mir etwas ausmacht.

Unterm Strich bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es für mich überhaupt keinen Sinn ergibt, etwas zu machen, auf das ich keine Lust habe. Ich habe keine Motivation, um jede Woche 2-3 mal zu bloggen. Ich habe keinen Bock darauf, bei jedem Foto beachten zu müssen, ob es einem speziellen Look & Feel entspricht, damit mein Instagram Account farblich harmonisch aussieht. Ich habe keinen Nerv, meine Texte tausendfach zu überarbeiten, damit sie speziellen Kriterien entsprechen, die für die Googlesuche vorteilhaft sind. Ich will auf den sozialen Medien teilen, was mir in genau diesem Moment teilenswert erscheint. Ohne darüber nachdenken zu müssen, ob das jetzt professionell wirkt oder ob der Shot perfekt genug ist. Ich will schreiben, weil es mir Spaß macht – nicht, um meinen Blog besonders attraktiv für Kooperationen in einer speziellen Nische zu machen.

Das heißt weder, dass ich den Blog schließen oder nie wieder etwas posten werde. Das heißt auch nicht, dass ich ab sofort keine Kooperationsanfragen mehr beantworte oder alles scheiße finde. Ganz im Gegenteil, ich bin sehr dankbar für alle Kooperationspartner, mit denen ich in der Vergangenheit tolle Aktionen umgesetzt habe und ich freue mich, wenn diese Zusammenarbeiten auch in Zukunft eine Rolle spielen.

Ich habe in den letzten ein, zwei Wochen viele Blogposts gelesen, in denen es darum ging, dass viele Blogger/innen die Nase voll davon haben, sich in eine Ecke drängen zu lassen. Ohne eine spezielle Nische kann man heute nicht mehr bloggen, heißt es. Ohne Experte auf einem bestimmten Gebiet zu sein wird man heute nicht mehr gelesen, sagt man. Ohne professionelle Fotos und suchmaschinenoptimierte Texte wird kein Blog gefunden, blabla.
Mir ist aufgefallen, dass es mir genauso geht: Die Professionalität nimmt vielen Blogs ein stückweit die Persönlichkeit. Es fühlt sich nicht mehr nach Spaß an, sondern nach nüchterner Arbeit. Es fühlt sich nicht mehr frei an, sondern gezwungen.

Das möchte ich für mich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Wie es nun weitergeht? Keine Ahnung. Ich werde auf Instagram und vor allem auf Twitter aktiv sein, wie zuvor auch. Ich werde auch hier weiterhin über glutenfreies Essen schreiben und Rezepte veröffentlichen. Welche anderen Themen gibt es noch, über die es sich aus meiner Sicht zu schreiben lohnt? Ich weiß es noch nicht – es wird sich alles finden.

Dafür, dass ich zuerst nicht wusste, wie und was ich schreiben soll, ist der Artikel nun doch lang geworden. Aber was gesagt werden muss, muss gesagt werden. Und bevor ich es mir wieder anders überlege, klicke ich jetzt auf Veröffentlichen. Ihr kennt das.

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