Game of Thrones: No One – Staffel 6, Episode 8

Jaimie Lannister Game of Thrones

Game of Thrones: Staffel 6, Episode 8 „No One“ – Jaime Lannister (Nikolaj Coster-Waldau), Foto: Helen Sloan/HBO

Hier sind wir nun, einen Tag nachdem die achte Folge der sechsten Staffel von Game of Thrones offiziell auch in Deutschland ausgestrahlt wurde. Allein der Titel No One hat große Erwartungen und Hoffnungen geweckt, denn ich bin bestimmt nicht allein mit dem Wunsch, dass einige Storylines endlich ihren Abschluss finden sollten.
Ob das zufriedenstellend gelungen ist, fasse ich gern für euch zusammen.

An dieser Stelle möchte ich eine Spoilerwarnung aussprechen, da bestimmt noch nicht alle die neue Folge gesehen und/oder die Bücher von George R. R. Martin* gelesen haben.
Wer sich den Spaß an der Serie und/oder den Büchern nicht vermiesen will, sollte hier aufhören zu lesen. Für alle anderen gilt: Let’s get down to business!

Für die unverbesserlich Neugierigen: Vorsicht, ab hier wird’s nun wirklich detailliert.

Spoiler - hier nicht weiterlesen, wenn ihr noch nicht so weit geschaut habt
Ich weiß nicht, ob es vielleicht nur mir so geht, aber im Moment habe ich das Gefühl, dass sich gute und schlechte Episoden abwechseln.
Nachdem ich die letzte Folge The Broken Man überragend fand, enttäusche mich die aktuelle Episode fast auf ganzer Linie.
Der Titel No One implizierte selbstverständlich von vornherein, dass die Storyline rund um Arya zu einem Abschluss kommt – was zwar auch zu sehen war, aber womöglich doch ganz anders, als viele erwartet hatten. Ob das nun gut oder schlecht ist, sei zunächst einmal dahingestellt. Ein paar positive Dinge lassen sich aus der Folge aber trotzdem ziehen und ich finde, dass wir auch deutlich mehr No Ones gesehen haben, als nur Arya, die eigentlich gar nicht Niemand ist.
Ja, wir haben ein oder zwei Antworten erhalten, aber unterm Strich fühlte sich die komplette Folge wie ein Platzhalter an. Aus meiner Sicht nicht besonders zufriedenstellend, die Hoffnung ruht nun auf den letzten beiden Folgen, die einen emotionalen Showdown versprechen.

Let’s get into the details.

Sandor Clegane

Nachdem The Hound letzte Woche sein Seriencomeback feiern durfte, haben wir uns alle schon auf die erneute Screentime gefreut. Zurecht, wie ich finde: Sandor Clegane hat sich am Ende der letzte Episode die Axt geschnappt, mit der er wenige Minuten zuvor noch Holz gehackt hatte, und ist losgezogen, um die ermordeten Anhänger von Brother Ray zu rächen.
Ziemlich symbolträchtig, nicht wahr? Ausgerechnet eine Axt: Ein Werkzeug, mit dem man Gutes tun und Dinge erschaffen, aber auch töten kann. Eine Hommage an das gesamte GoT-Universum: Es ist nicht das Werkzeug, das bestimmt wie es genutzt wird, sondern derjenige, der es führt. Die Menschen sind nicht gut oder böse, sondern ihre Entscheidungen und Taten.Wie dem auch sei: Es war auf eine skurrile Art beruhigend zu sehen, dass Sandor Clegane trotz seiner Odyssee seinen Biss nicht verloren hat.

Während seines kleinen Rachefeldzugs trifft er auf alte Bekannte: Beric Dondarrion und Thoros of Myr, die der Brotherhood without Banners angehören – die Gruppierung, von der wir letzte Woche noch annahmen, dass sie dafür verantwortlich war, dass die drei Ritter die Villagers umgelegt haben (wir erinnern uns an die Lem Lemoncloak Diskussionen).
Vielleicht hatte der ein oder andere schon fast vergessen, was es mit Dondarrion auf sich hat – absolut verständlich, denn immerhin hatte er seinen letzten Auftritt in Staffel 3, wenn ich mich recht entsinne und damals hat Clegane ihn umgebracht. Aber Dondarrion ist der schräge Vogel, der mit der Holfe von Thoros und dem Lord of the Light immer wieder zurück unter die Lebenden geholt wird. Vielleicht können die beiden Jon Snow diesbezüglich bald ein paar Tipps geben, denn die Rede war von cold winds rising in the North, was wohl heißt, dass wir bald mehrere Reunions im Norden erleben dürften.

Erinnert ihr euch, dass ich letzte Woche noch erwähnt hatte, dass die drei Typen von der Bruderschaft rüberkommen wie die Bad Guys und das abweichend von der Story in den Büchern ist? Nun, das Problem haben die Autoren schnörkellos gelöst, indem die Drei von Dondarrion und seinen Anhängern gehängt werden – mit der Erklärung, dass sie den Namen der Bruderschaft missbrauchen, um unschuldige Leute abzuschlachten. Okay. Das war einfach.
Clegane macht Dondarrion gegenüber deutlich, dass er derjenige ist, der den Dreien den Schädel einschlagen will, weil es um seine Rache geht. Interessant ist zum einen, dass Dondarrion ihm tatsächlich gewährt zwei der drei umzubringen, zum anderen, dass Clegane akzeptiert, dass sie „nur“ gehängt werden, weil Abschlachten nicht in der Jobbeschreibung der Bruderschaft steht.

Auch wenn the Hound wieder in alte Verhaltensmuster zurückzufallen scheint, ist seine Transformation imho noch nicht abgeschlossen. You can still help a lot more than you’ve harmed, Clegane, sagt Dondarrion und bietet ihm an, sich der Bruderschaft anzuschließen. Sandors Gesichtsausdruck kann man entnehmen, dass er vielleicht doch noch nicht durch ist mit dem Thema etwas wiedergutzumachen.

Im Netz wird die Clegane-Bowl Theorie weiterhin befeuert, und ich glaube auch, dass es früher oder später darauf hinauslaufen wird. Sandor wird irgendwann auf seinen verhassten Bruder treffen, der inzwischen wohl eher auf den Namen Mountainstein hört. Da Cerseis Trial by Combat (siehe weiter unten) abgesagt wurde, wird der Bruderkampf wohl in einem anderen Rahmen stattfinden müssen. Könnte am Ende die Erlösung für beide Cleganebrüder sein – der eine kann sich von seinem Hass befreien und der andere kann endlich das Zeitliche segnen, wie er es eigentlich schon längst hätte tun müssen. Es bleibt spannend.

Sandor Clegane ist für mich der erste No One dieser Episode. Er ist nicht mehr der alte Clegane, aber er scheint auch noch nicht so recht zu wissen, wer der neue Clegane sein soll.

Mereen

 

Was war ich froh, dass wir letzte Woche mit Mereen und der ganzen Story rund um die Mother of Dragons verschont geblieben sind! Relativ vorhersehbar war, dass wir in dieser Episode nicht nochmal davonkommen. Aber nichts für ungut: Immerhin war die Screentime in Mereen sehr begrenzt – und das ist gut so.

Tyrion verabschiedet Varys, aber selbstverständlich erfahren wir nicht, warum und wieso der Eunuch die Stadt verlässt. Von einer „Mission“ ist die Rede und ich werde das dumpfe Gefühl nicht los, dass wir das Dreamteam so schnell nicht wieder vereint sehen werden.

Die restliche Screentime in Mereen fällt in die Kategorie Meh, weil es plumper vom Storywriting wohl kaum geht. Wir sehen Tyrion, der sich die Zeit mit Grey Worm und Missandei vertreibt, indem er versucht ihnen Wein schmackhaft zu machen und eine Witzerunde eröffnet. Wir sehen die Dekadenz der Langeweile, wir sehen wie gerne Grey Worm Missandei zum Lachen bringt und dass man(n) kein Geschlechtsteil braucht, um jemanden aufrichtig zu lieben.

Kontrastprogramm zum Zeit Totschlagen ist dann der Angriff der Sklavenhändler auf Mereen. Die Alarmglocken läuten, alle rennen nach draußen und sehen, dass gefühlte drölfzig Schiffe auf die Stadt zusegeln und sie bereits mit Katapulten bombardieren. Wie ironisch, dass Daenerys die Schiffe gut gebrauchen könnte, möchte sie doch nach Westeros segeln und ihre Anhängerschaft samt Hottehüs mitnehmen.
So oder so, wenn Schiffe involviert sind, werden wir nächste Woche möglicherweise mehr von den Greyjoys sehen. Von welcher Hälfte der Familie bleibt abzuwarten.

Wenn die Action in ihrer Pyramide abgeht, kann die Mother of Dragons natürlich nicht fernbleiben und ganz stilecht kommt sie auf Drogon angeflogen, und ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen ist sie not amused. Hach. Mir gehen die Daenerys-Dialoge, die folgen werden, jetzt schon auf den Sack. Letztlich ist das ganze Chaos eine Konsequenz ihrer Eroberungszüge und dem Unvermögen zu regieren. Aber selbstverständlich werden alle anderen Schuld sein, was sonst. Ich lasse mich gern eines besseren belehren, aber ich habe da wenig Hoffnung.

Tyrion ist mein zweiter No One der Episode. Er bezeichnet sich selbst zwar als den berühmtesten Zwerg der Welt, aber wir sehen eindeutig, dass er für die Sklavenhändler ein Niemand ist und sie auf die Abmachung mit ihm scheißen.

King’s Landing

Ein kurzer Abstecher in die Hauptstadt. Lady Olenna hat die Stadt augenscheinlich verlassen, von Margaery und dem High Sparrow bekommen wir in dieser Folge überhaupt nichts zu sehen. Letzterer scheint allerdings im Hintergrund die Fäden zu ziehen, denn er „bittet“ Cersei um ein Gespräch, zu dem sie in der Great Sept of Baelor erscheinen soll.
Die Terminanfrage lässt der High Sparrow durch Lancel Lannister überbringen, der in Begleitung einiger anderer Fanatiker in der Red Keep erscheint. Selbstverständlich verweigert Cersei ein Gespräch, zu dem sie ihre vermeintlich sicheren Gemächer verlassen müsste und selbstverständlich weist Cousin Lancel sie darauf hin, dass es sich nicht um eine echte Bitte seines Oberhaupts handelt, sondern um einen Befehl.
Als die Spatzen Anstalten machen Cersei auch gegen ihren Willen mitnehmen zu wollen, stell sich ihnen Mountainstein in den Weg. Überraschung. Nicht.
Und endlich bekommen wir den Dialogfetzen, den wir schon seit Wochen in den Trailern für Season 6 sehen:
Lancel: Order your man to step aside or there will be violence.
Cersei: I choose violence.

Geht es nur mir so, oder wirkt Lancel mit Cerseis Reaktion im ersten Moment mehr als zufrieden? Jedenfalls so lange, bis ein Spatz seine Waffe in Mountainsteins Brust rammt und den großen Mann das nicht im geringsten interessiert – obwohl die Waffe durch seine Rüstung dringt. Der Höhepunkt dieses ungleichen Kampfes ist der Moment, in dem der Mountain einem Spatz den Kopf abreißt – wortwörtlich. Eine ziemlich eklige Angelegenheit (der Mountain scheint immer noch ein Faible für Köpfe zu haben, wir erinnern uns an den armen Oberyn), freundlicherweise zeigt die Kamera nicht alles. Aber was wir sehen, reicht. Und auch den Spatzen reicht es, denn das selbstgefällige Grinsen auf Lancels Gesicht ist nach der Aktion verschwunden. Bevor der Riesenzombie noch weiteren Fanatikern den Kopf runterreißen kann, suchen die lieber das Weite. Nur allzu verständlich. Cersei bleibt zufrieden zurück, scheint sie doch dem unerfreulichen Gang zur Sept entgangen zu sein. Aber wie so oft denkt Cersei zu kurz und handelt zu unüberlegt.

Kurz darauf finden wir uns mit auffällig schäbig gekleideten Bürgern im Thronsaal ein, in dem King Tommen alle zu einer Verkündung zusammengerufen hat. Ein bisschen Faith Blabla hier, ein bisschen Crown Blabla dort, der Paukenschlag kommt zum Schluss: Trials by Combat sind ab sofort im gesamten Königreich verboten, weil diese Tradition ziemlich verroht ist. Haha, keine verrohten Sitten mehr im GoT Universum. Der war gut.
Egal wie erfolgsversprechend dieses neue Gesetz sein mag – für den Augenblick bedeutet es, dass Cersei (und auch Loras, btw) sich einem Tribunal der Fanatiker stellen müssen, statt einen Champion für sie kämpfen zu lassen.
Man könnte sagen, dass es 1:0 für den High Sparrow steht, der den Zombiemountain damit erfolgreich aus dem Spiel genommen hat.
Ich glaube sogar, dass der High Sparrow seinen kleinen Spatzen-Squad mit dem Ziel zu Cersei geschickt hat zu provozieren. Er wollte, dass sie Mountainstein loslässt, um zu testen, was der Zombie tatsächlich kann. Zu gefährlich? Alles klar, wir müssen eine andere Lösung finden. Muss man schon fast anerkennend nicken, Mr. High Sparrow.

Im Übrigen wird im Netz wild darüber spekuliert, welches Geheimnis Qyburn herausgefunden hat (am Ende der Verkündungsszene flüstert er Cersei so etwas zu).
Die meisten sind der Meinung, dass er die Wildfire Reserven im Keller des Palastes gefunden hat, aber ich glaube, dass das nicht unbedingt ein Geheimnis ist. Tyrion wusste von diesen Vorräten, immerhin hat das Zeug dazu beigetragen, dass Stannis‘ Schiffe in Flammen aufgegangen sind. Zu der Zeit war Cersei ebenfalls noch sehr eingebunden in politische Geschehnisse, man könnte also davon ausgehen, dass sie davon sogar gewusst hat.
Außerdem sind Qyburns Informanten hauptsächlich Kinder, die er mit Süßigkeiten besticht. Würden Kinder sich in diesen Kellern rumtreiben und nach Wildfire Vorräten suchen? Unwahrscheinlich.
Ich setze viel mehr darauf, dass er etwas erfahren hat, das den High Sparrow diskreditieren kann. Vielleicht ist er eben nicht so gläubig und fromm, wie er erscheint? Vielleicht hat er ein Faible für minderjährige Bettwärmer?
Wie delikat wäre das, angesichtsdessen, dass Loras wegen seiner Homosexualität in einer Zelle verschimmelt!

Cersei ist für mich in dieser Folge ebenfalls ein No One. Sie ist und war alles mögliche, eine Lannister, Queen Mother, Königin Regentin, Your Grace… Aber momentan sind ihre ganzen Titel wertlos. Für den High Sparrow ist sie ein Niemand. Hätte sie mal besser auf den Rat von Lady Olenna gehört und sich aus King’s Landing abgesetzt.

Riverrun

 

Die Episode führt uns zurück in den Matsch von Riverrun, hurra.
Von Slapstick-Einlagen der Freys blieben wir dieses Mal verschont, und als Entschädigung für letzte Woche bekamen wir eine unterhaltsame Szene mit Pod und Bronn. Klingt fair. Der raue Humor erscheint für die ernste Lage vielleicht ein wenig unangemessen zu sein, aber in Westeros ist es manchmal wie im echten Leben: unfreiwillig komisch.

Viel interessanter ist allerdings die Reunion von Brienne und Jaime. Es hat lange genug gedauert, bis sich die Wege der beiden Charaktere wieder kreuzen, seit sie aus der gemeinsamen Gefangenschaft frei gekommen sind.
Brienne will mit dem Blackfish sprechen, während Jaime Riverrun belagert, um Brynden Tully langfristig zur Kapitulation zu zwingen. Was auf den ersten Blick wie ein Interessenskonflikt aussieht, ist im Grunde genommen ein gemeinsames Ziel: Sowohl Brienne als auch Jaime wollen, dass der Blackfish Riverrun aufgibt.
Dafür ist Jaime sogar bereit, im Falle einer Kapitulation, Tully und seinen Männern freies Geleit einzuräumen, damit sie gen Norden aufbrechen können. Er gibt Brienne sein Wort und wir wissen, dass er seine Versprechen ihr gegenüber bislang noch nie gebrochen hat.

Das Problem mit Rechnungen ist allerdings immer, dass man sie nie ohne den Wirt machen sollte. Brynden Tully hat dezent andere Vorstellungen, denn der sagt ganz klar, dass Riverrun sein zu Hause ist und er seinen Hintern auf gar keinen Fall dort fortbewegen wird. Auch nicht für seine Nichte, die er zum letzten Mal gesehen hat, als sie ein kleines Mädchen war. Auch wenn Familienbande in Westeros oft eine große Rolle spielen, scheint der Blackfish seine eigene Agenda zu haben.
Für Brienne bedeutet diese Absage, dass sie entweder an Tullys Seite gegen die Lannisters kämpfen (immerhin ist Tully Sansas Onkel und Brienne ihre Beschützerin – eine Frage der Ehre, ihr versteht) oder fliehen muss, bevor der Kampf auf Riverrun wirklich losgeht. Awesome times. Findet im übrigen auch Jaime, dem Brienne zuvor klarmacht, dass sie in dieser Sache nicht auf derselben Seite stehen und möglicherweise gegeneinander kämpfen müssen, wenn es hart auf hart kommt. Aber sie sind sich auf jeden Fall einig: Let’s hope it doesn’t come to that. Ja, das hoffen wir auch.

Jaime überlässt Brienne im Übrigen sein Schwert aus valyrischem Stahl, very romantisch. Apropros romantisch: Im Netz wird eifrig darüber diskutiert, ob das Verhältnis zwischen Brienne und Jaime romantischer Natur ist oder nicht. Ich muss gestehen, dass ich ihre Beziehung bislang nur als „eigenartig“ definiert habe. Einerseits hat man schon das Gefühl, dass es zwischen den beiden eine gewisse Spannung gibt, aber andererseits muss das auch nicht zwangsweise im romantischen Sinne gemeint sein. Viele Stimmen behaupten, dass Jaime in Brienne eine Ersatzschwester sieht, die sich ihm gegenüber verhält, wie Cersei es eigentlich tun sollte. Das finde ich ein bisschen weit hergeholt, aber ich glaube durchaus, dass die beiden etwas nicht-romantisches ineinander sehen. Auf eine spezielle Art und Weise respektieren sie sich gegenseitig, sie vertrauen sich (vermutlich bis zu einem gewissen Grad, man weiß ja nie) und auf einer gewissen Ebene erinnert mich die Freundschaft und Loyalität an Bronns Beziehung zu Tyrion. Es gibt Gemeinschaften, die zunächst aus einem Zweck heraus entstehen, sich aber zu einer aufrichtigen Verbundenheit entwickeln können – genauso wie sie sich wieder auseinanderdividieren, wenn es Spitz auf Knopf steht.
Ich glaube, Jaime sieht in Brienne den Ritter, den er selbst gerne verkörpern würde. Sie lebt die Werte, die er womöglich tief in sich drinnen als richtig empfindet, sie aber nicht in seine eigene Realität tragen kann. Jaime ist immer zerrissen zwischen seinem Gewissen, seiner Loyalität gegenüber seiner Familie und der Loyalität gegenüber seiner Schwester. Gleich drei Stühle, zwischen denen der Kingslayer sitzt, herzlichen Glückwunsch.

Ach ja und dann ist da noch die etwas obskure Geschichte mit Edmure Tully, Robb Starks Onkel. Wir erinnern uns, der Onkel, der die Frey-Tochter geheiratet hat, weil Robb eine andere Frau geheiratet hat. Stichwort Red Wedding.
Edmure ist seit der Hochzeit Gefangener der Freys gewesen, jetzt Geisel der Lannisters. Der hatte sich seine Flitterwochen sicher anders vorgestellt, aber das Leben im GoT Universum ist bekannterweise kein Wunschkonzert.
Jaime labert den gefesselten Edmure ganz schön voll mit the things we do for love, erwähnt niedergebrannte Städte, Kriege und natürlich macht er nochmal seinen Standpunkt klar: Er will so schnell wie möglich zurück nach King’s Landing, um wieder an Cerseis Seite sein zu können und dafür braucht er nunmal Riverrun.
Das alles könnte Edmure herzlich egal sein, denn ob er nun ein Gefangener der Freys oder der Lannisters ist – nun ja. Interessanterweise zieht als Druckmittel allerdings Edmures Sohn, den er angeblich in der Hochzeitsnacht gezeugt haben soll. Jaime bietet an, das Baby mit einem Katapult zum Blackfish zu schleudern und das gefällt Edmure dann doch nicht ganz so gut. An und für sich ein gar nicht so schlechter Schachzug von Jaime, aber ich frage mich dann doch, weshalb Edmure so viel an einer Frau liegt, die er einmal geknallt hat und an einem Sohn, den er laut eigenen Angaben noch nie zu Gesicht bekommen hat.

Ob logisch oder nicht: Edmure lässt sich auf einen Deal mit Jaime ein, wackelt auf die Zugbrücke, verlangt Einlass, bekommt diesen gewährt (immerhin ist er der offizielle Lord of Riverrun) und befehligt dann seine Männer sich zu ergeben. Eine Belagerung kann so einfach sein.
Lediglich Brynden Tully hat keinen Bock sich Edmures Plan zu beugen, hilft Brienne und Pod dabei zu entwischen und wird angeblich selbst in einem Schwertkampf getötet (so lange wir keine Leiche sehen, glauben wir nicht, dass er wirklich draufgegangen ist). Im Übrigen sah Jaime nicht besonders erfreut über die Info aus, dass der Blackfish das Zeitliche gesegnet hat.

Zum Schluss steht Jaime allein auf der Schlossmauer und sieht Pod und Brienne in einer Nussschale davonrudern. Er schielt nach links und rechts, um sicherzugehen, dass niemand sonst da ist und winkt den beiden zum Abschied zu. Brienne winkt zurück und in dieser kleinen Geste steckt soso viel, dass es wirklich durch und durch geht.
Jaime mag ein Lannister sein und viele nicht besonders noble Entscheidungen treffen, aber manchmal… Ja, manchmal erhaschen wir einen Blick auf den Ritter, den Brienne in ihm sieht.

Mein No One aus dieser Sequenz ist Edmure, der nicht mehr als ein Spielball der einzelnen Häuser ist. Aber auch Jaime befindet sich auf einem guten Weg in eine ausgewachsene Identitätskrise.

Arya

Das Beste kommt zum Schluss – so oder so ähnlich.
Ich hatte mich letzte Woche über die Theorien zu Arya und ihrem Zusammentreffen mit the waif ausgelassen, und letzten Endes bin ich genauso enttäuscht worden wie alle Fans, die auf einen genialen Plot gehofft hatten.

Es gab endlose Diskussionen darüber, dass Arya in der vorletzten Folge nicht Arya war, sondern womöglich Jaqen H’ghar, der the waif testen wollte. Diese Theorie fand ich auch am überzeugendsten, vor allem hätte sie die ganze Storyline raffiniert zu Ende gebracht.Nach der letzten Folge glaube ich, dass den Autoren das alles zu kompliziert war. Arya war wohl doch Arya und einfach nur unachtsam und äh ja. Das klingt jetzt genauso blöd, wie ich es finde, aber davon ändert sich die Story auch nicht.

Wie von vielen vorhergesagt wurde, hat Arya sich mit ihren schweren Verletzungen bis zu den Schauspielern gerettet und tatsächlich ist es Lady Crane, die das Mädchen aufsammelt und mit zu sich nach Hause nimmt.
Sie säubert und verbindet die hässlichen Wunden und bietet Arya Suppe an, die ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen widerlich schmecken muss. Während dem Doktorspielchen erfahren wir, dass Lady Crane nicht zu allen Menschen so nett zu sein scheint, wie Arya zunächst glaubte. Auf die Frage hin, wieso die Schauspielerin so gut im Leute zusammenflicken ist, antwortet sie, dass sie auf Schürzenjäger steht und aus Eifersucht den ein oder anderen Kerl schon halb abgestochen hat. Ihr schlechtes Gewissen danach hat sie dann immer dazu gebracht, die Typen wieder aufzupäppeln – was für eine Traumfrau!
Eifersucht, Messerstechereien… Möglicherweise hat der Many-Faced God doch seine Gründe, warum er den ein oder anderen Namen auf seine Liste setzt.
Wie dem auch sei, Arya vertraut Lady Crane offenbar, denn sie lässt sich sogar milk of the poppy andrehen, weil Schlaf die beste Medizin sein soll. Man kann bestimmt darüber streiten, ob ein bisschen poofen bei Messerstichen im Bauchraum (die sicherlich durch das Flußwasser auch noch entzündet sind) als ausreichende Behandlung gilt, aber okay.
Es kommt natürlich wie es kommen muss: The waif findet nicht nur Arya, sondern auch Lady Crane und erledigt pflichtbewusst den ersten Job. Die Schauspielerin muss dran glauben und ich bin vielleicht nicht die einzige, die der Tod an Final Destination erinnert hat.

Dass Arya ebenfalls auf der Liste des Many-Faced God steht haben wir zur Genüge durchgekaut, aber was folgt ist eine endlose Verfolgungsjagd durch die Gassen Braavos‘. Herrgott, wenn man kürzlich mehrfach in den Bauch gestochen wurde, springt man schon mal von einem Balkon und rennt danach in Mopsgeschwindigkeit durch die halbe Stadt. Entweder war ein Wunderheilmittel in der Suppe oder Arya hatte ein Level-Up und kann sich wunderheilen.
Auch der lang herbeigesehnte Showdown zwischen ihr und the waif wirkt durch die Umstände mehr als unglaubwürdig, was sehr sehr schade ist. Arya schafft es bis zu ihrem Versteck, schnappt sich Needle und löscht das Licht, weil tada! Die vielen Stockkämpfe während ihrer blinden Zeit müssen ja zu irgendwas gut sein.
Zum Glück mussten wir den Kampf nicht mit ansehen, denn Stockkämpfe hatten wir in den letzten zwei Staffeln wahrlich genug.

Am Ende folgt Jaqen einer Blutspur in den Tempel und trifft dort auf Arya, die das Gesicht der waif der Wand zugefügt hat. Okay, wir sind alle nicht überrascht. Jaqen im Übrigen auch nicht. A girl is finally no one, sagt er, aber Arya spricht endlich aus, was wir schon lange wissen: A girl is not no one, a girl is Arya Stark of Winterfell. And I am going home.
Jaqens Pokerface lässt im ersten Augenblick nicht erahnen, was er davon hält, aber wenn man genau hinsieht, entdeckt man ein kleines Lächeln und anerkennendes Nicken.
Möglicherweise hat er auch gar nicht Arya gemeint, sondern the waif, die nun no one ist, weil ihr Gesicht den faceless assassins zur Verfügung steht. Man weiß es nicht.

Badaboom.
Alle dachten, dass sich der Titel der Folge auf Aryas Storyline beziehen würde, aber ich finde, dass wir hier die klarste Aussage bekommen haben, wer kein no one ist.

Die Folge war zwar Kaugummi, und der Weg bis hierhin äußerst beschwerlich, aber das Ende ist dann doch der Ausgang, den wir uns wohl alle gewünscht haben.
Arya erkennt ihre wahre Identität an und wir dürfen auf eine weitere Stark Reunion hoffen. Warum wir dafür zwei Staffeln Stockprügeleien und gegen Ende riesige plotholes ertragen mussten wird sich uns womöglich nie erschließen.

Ich denke, wir haben auch Jaqen nicht zum letzten Mal gesehen. Vielleicht erinnert ihr euch daran, dass Brother Ray sagte, dass er nicht weiß, welche Götter die richtigen sind? Die alten, die neuen, der Lord of the Light, maybe it’s all the fucking same. Vielleicht überraschen uns die Autoren und Jaqen ist tatsächlich höchstselbst der Many-Faced God.

Ich für meinen Teil freue mich, wenn Arya wieder in Westeros ist. Ein badass mehr, den die Starks gut gebrauchen können. Ihre Geschwister werden Augen machen, wenn sie erfahren, dass ihre kleine Schwester die ganze Zeit in Braavos abgehangen hat.

So! Ich hoffe, euch hat der Recap gefallen und nun heißt es: Warten bis auf nächsten Montag!
Der finale Showdown in Winterfell rückt näher und näher und mit zwei verbleibenden Folgen wird es wohl keine weiteren Lückenfüller mehr geben. Bleibt jedenfalls zu hoffen.

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